MS: Kann Sonnenlicht Schübe verhindern?
Wenn es nach Forschern geht, die eine internationale Online-Datenbank (MSBase Registry) analysiert haben, dann könnte bei MS-Patienten mit genügend UV-Bestrahlung das MS-Schubrisiko vielleicht gesenkt werden.
Multiple Sklerose gehört zu den häufigsten chronisch entzündlichen Autoimmunerkrankungen, die das Zentralnervensystem schädigen. Bei der schubförmigen MS-Form verläuft die Krankheit in verschiedenen Phasen und kann plötzlich fortschreiten.
Man beobachtet schon länger, dass die Multiple Sklerose-Erkrankung in verschiedenen Ländern unterschiedlich häufig vorkommt. So wird MS zum Beispiel in äquatornahen afrikanischen Ländern viel weniger häufig festgestellt als in nördlichen Ländern, die weit weg vom Äquator liegen.
Für die aktuelle Studie konnten australische Forscher Daten aus dem MSBase Registry von mehr als 32‘000 MS-Patienten zu Rate ziehen. Zur Auswertung kamen über 32‘000 Schübe von ca. 10‘000 MS-Patienten aus 30 Ländern.
Die Forscher stellten eindeutige Unterschiede bezüglich Schubauftreten zwischen den Ländern nahe oder weit weg vom Äquator fest. Das heisst: Je weiter weg die Patienten vom Äquator leben, desto kürzer waren die Abstände zu Schüben. Am häufigsten traten die Schübe zum Frühlingsbeginn, also nach der sonnenarmen Zeit auf; sehr selten hingegen im Herbst – und zwar sowohl bei MS-Patienten in der südlichen als auch in der nördlichen Hemisphäre. Die Zeit von der niedrigsten UV-Bestrahlung im Winter bis zum Auftreten erster MS-Schübe im Frühjahr, dauerte im Schnitt etwa 3 Monate und verkürzte sich mit jedem Breitengrad weg vom Äquator, um etwa 3 Tage.
Die Forscher vermuten, dass der durch Sonnenlicht erhöhte Vitamin-D-Spiegel, das Schubrisiko senkt. Bei Vitamin-D-Mangel, der nach der sonnenarmen Zeit häufiger vorkommt, muss hingegen mit einem höheren Schubrisiko gerechnet werden. Vitamin-D wird schon länger bei Autoimmunerkrankungen eine positive Wirkung zugeschrieben.
Deutsche Forscher am Universitätsklinikum Münster haben dahingehend ebenfalls Studienergebnisse veröffentlicht. Bei MS-Patienten, die über eine längere Zeit regelmässig UV-B-Bestrahlungen bekamen, konnten die Forscher im Blut eine Vermehrung bestimmter Zelltypen feststellen. Diese Zelltypen scheinen zu verhindern, dass das Immunsystem sich selber angreift. Die Bestrahlungen durften allerdings praktisch nicht unterbrochen werden, sonst verschlechterten sich die Blutwerte sofort wieder.
Bei Hautkrankheiten wie der Schuppenflechte (Psoriasis) - ebenfalls eine Autoimmunerkrankung – werden heute mit Lichttherapie bereits gute Erfolge erzielt. Ob sich eine Lichttherapie zur Reduktion von Schüben bei MS-Patienten erfolgreich zeigt, müssten weitere Studien erst zeigen, wie Experten im Fachblatt journalmed.de schreiben.
19.11.2014