PD Dr. med. Adam Czaplinski
MS Forschung und klinische Studien belegen immer deutlicher, dass der Zeitpunkt des Beginns einer MS-Therapie entscheidend für den weiteren Verlauf der Krankheit ist. Unabhängig von klinischen Studien sprechen viele andere Daten eindeutig für einen frühen Therapiebeginn.
Pathologisch-morphologische Hinweise, krankhafte Veränderungen
Der Hauptgrund für die Entwicklung einer Behinderung bei MS ist die Schädigung der Nervenfasern (Axone). Die Schädigung der Axone ist dauerhaft und kann nicht mehr rückgängig gemacht werden. Es gibt klare Beweise, dass diese Axonschädigung bereits in einer sehr frühen Phase von MS einsetzt.
Es ist daher wichtig, die Entzündungsaktivität und die Axonschädigung möglichst früh zu verhindern oder mindestens abzuschwächen.
Daten der Magnetresonanztomographie (MRI)
MRI-Techniken spielen eine zentrale Rolle in der Diagnostik der MS und liefern darüber hinaus frühe Hinweise auf den späteren Verlauf der Erkrankung. Bei Patienten mit einem ersten klinischen Ereignis (CIS; clinically isolated syndrom) geben die im MRI sichtbaren Läsionen Hinweise auf den späteren Verlauf der MS-Erkrankung.
Patienten, bei denen die Läsionslast und die MRI-Aktivität zu Beginn hoch ist, haben eine schlechtere Verlaufsprognose.
Eine frühzeitig begonneneTherapie kann die Anzahl der Läsionen reduzieren und damit den MS Verlauf positiv beeinflussen.
Der natürliche Verlauf der Multiplen Sklerose
Das Zusammenspiel von Schüben und dem Fortschreiten der MS charakterisiert den klinischen Verlauf. Der frühe Verlauf beeinflusst die Langzeitentwicklung der Erkrankung.
Die Schubrate im frühen Krankheitsverlauf weist auf die zukünftige Progressionsrate und den Behinderungsstatus hin, d.h. je mehr Schübe auftreten, desto schneller ist der Erkrankungsverlauf und desto höher der Behinderungsstatus.
Eine möglichst frühe Therapie vermindert Schübe und Behinderung im späteren Verlauf der MS.
Klinische Daten zur Behandlung mit beta-Interferon
In 3 Studien wurde die Wirksamkeit von beta-Interferon in einer frühen Krankheitsphase, bei Patienten mit einem ersten klinischen Ereignis, das auf MS hinweist (CIS), untersucht.
Die 2-Jahresergebnisse einer sogenannten BENEFIT- Studie zeigen, dass das Risiko, eine klinisch gesicherte MS zu entwickeln (d.h. einen zweiten Schub zu erleiden) mit Interferon beta-1b um 50% reduziert werden kann und dass Interferon beta-1b ausserdem die Zeit bis zur klinisch gesicherten MS um 363 Tage - im Vergleich zur Placebo-Gruppe - verlängerte. Der zweite Schub kann also über die Studiendauer von 2 Jahren mit beta-Interferon um ein Jahr hinausgezögert werden. Zu ähnlichen Ergebnissen kamen auch weitere Studien, welche mit Interferon beta-1a durchgeführt wurden.
Diesen Fakten tragen auch der Empfehlungen der "Multiple Sclerosis Therapy Consensus Group" (MSTCG) Rechnung. Dieses Forum, das sich aus internationalen MS Experten zusammensetzt, empfiehlt, dass eine immunmodulatorische Basistherapie bereits nach dem ersten Schub begonnen werden sollte, wenn weitere Voraussetzungen, die auf eine MS hinweisen, erfüllt sind.
Schlussfolgerung
- Pathophysiologische, radiologische und Daten zum natürlichen Verlauf der MS sprechen für einen frühen Therapiebeginn.
- Klinische Studien mit Interferonen zeigen, dass ein früher Therapiebeginn, das MS-Risiko und die Entwicklung bleibender Behinderungen deutlich reduziert.
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