Allergien – Stillen schützt den Säugling
Allergien und allergische Reaktionen bei Säuglingen und Kleinkindern nehmen zu. Nebst biologischen, ökonomischen und sozialen Faktoren spielt auch die Umwelt eine wichtige Rolle, so die Experten vom Verein ''Ärzte und Ärztinnen für Umweltschutz''.
Der nachfolgende Artikel ist ein Auszug aus der Broschüre „Kind-Umwelt-Gesundheit“ vom Verein „Ärzte und Ärztinnen für Umweltschutz“.
Die Broschüre entstand in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Gesundheit (BAG).
Infektionskrankheiten sind in unseren Breitengraden weitgehend unter Kontrolle. Chronische Erkrankungen hingegen, z.B. Atemwegserkrankungen, Neurodermitis, Nahrungsmittelunverträglichkeiten, Allergien, Übergewicht oder Lern- und Verhaltensstörungen, nehmen zu.
Allergische Erkrankungen (Allergien) nehmen zu
In den ersten Monaten entwickelt sich das Immunsystem massgeblich. Seine Stimulation durch die Umwelt scheint bedeutend für die Entstehung von Allergien zu sein. Es gibt zahlreiche Hinweise darauf, dass Umweltfaktoren eine entscheidende Rolle bei der Entstehung allergischer Erkrankungen wie Neurodermitis, Heuschnupfen, Hausstaubmilbenallergie und Asthma spielen. Diese Erkrankungen haben in den letzten Jahrzehnten stetig zugenommen.
Die Vorteile der besseren Hygieneverhältnisse in den letzten Jahrzehnten sind unbestritten. Doch: Allzu rigide Hygienevorstellungen können dem Entstehen von Allergien Vorschub leisten. Es scheint, dass der frühe Kontakt mit gewissen Bakterien und deren Bestandteilen vor allergischen Erkrankungen schützen kann. Studien haben bestätigt, dass zum Beispiel ein frühkindlicher Kontakt zu Stalltieren unter Umständen vorbeugend wirken kann.
Für die Entwicklung einer Allergie spielent auch die genetische (familiäre) Veranlagung sowie der Lebensstil eine Rolle. Letzteres schliessen die Experten daraus, dass die Zunahme von Allergien vorwiegend in hoch entwickelten Industrieländern festzustellen ist.
Meist beginnt die „Allergiekarriere“ im frühen Lebensalter mit einer allergischen Reaktion auf Nahrungsmittel, gefolgt von Neurodermitis und allergischem Asthma.
Passivrauchen ist schädlich
Passivrauchen ist häufig für ein vermindertes Lungenwachstum sowie für die Entstehung von Allergien und Asthma verantwortlich. Säuglinge, deren Eltern in ihrer Umgebung rauchen, haben ein erhöhtes Risiko für Infektionen der unteren Atemwege und für Mittelohrentzündungen. Passivrauch ist ebenfalls ein wichtiger Risikofaktor für den plötzlichen Kindstod. Rauchfreie Innenräume sind ein absolutes Muss für die gesunde Entwicklung von Säuglingen und Kleinkindern, so die Experten.
Stillen kann vor chronischen Erkrankungen schützen
Stillen ist die beste Ernährungsform für Säuglinge. Durch den engen Kontakt mit der Mutter wird zugleich die psychische Entwicklung des Kindes gefördert. Stillen hat aber auch eine präventive Wirkung auf späteres Übergewicht und bietet einen gewissen Schutz gegenüber chronischer Erkrankungen (z.B. Allergien), das haben Studien gezeigt.
Während der Stillzeit sollten Mütter rigoros auf Nikotin, Alkohol und Drogen verzichten. Diese und andere Schadstoffe aus der Umwelt können die Qualität der Muttermilch beeinträchtigen. Die Aufnahme von Umweltschadstoffen über die Muttermilch ist jedoch relativ gering, die positiven Aspekte des Stillens für die Entwicklung des Säuglings überwiegen.
Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt allen Müttern eine Stilldauer von mindestens sechs Monaten.
Zusammenfassung: Tipps für die Stillzeit
- Stillen ist die natürlichste und beste Ernährungsform für Säuglinge.
Während der Stillzeit unbedingt auf Tabakwaren, Alkohol und andere Drogen verzichten. - Tierische Fette wenn möglich vom Speiseplan streichen.
- Zur Prävention allergischer Erkrankungen der Kinder empfehlen die Experten eine Stillzeit von mindestens sechs Monaten.
- Bei Kindern mit einem erhöhten Allergierisiko aufgrund familiärer Vorbelastung, sollte die Mutter während der Stillzeit auf starke Allergene (z.B. Kuhmilchprodukte, Eier, Fisch) verzichten.
- In den ersten sechs Monaten reicht die Muttermilch den meisten Säuglingen als vollwertige Ernährung.
- Mit der Zufütterung frühestens ab dem fünften Lebensmonat beginnen.
- Allergieprävention: die Reihenfolge folgender Lebensmittel unbedingt einhalten. Bis neun Monaten: erst Gemüse, dann Früchte, dann Getreideprodukte, dann Fleischprodukte, dann Milchprodukte (keine Kuhmilch). Ab neun Monaten: Kuhmilchprodukte und exotische Früchte. Ab 2 Jahren Fisch und Eier.
- Ist Stillen nicht möglich, empfehlen die Experten – besonders familiärvorbelasteten Kindern – eine songenannte ''hypoallergene'' Säuglingsnahrung. Dabei scheint eine sogenannte extensiv-hydrolisierte Säuglingsnahrung auf Kaseinbasis bezüglich der Allergieprävention besser geeignet zu sein als partiell-hydrolysierte Nahrung.
29.10.2007