Ambrosia: Neue Gefahr für Nahrungsmittelallergiker
Schweizer Experten warnen immer eindringlicher vor einer weiteren Ausbreitung des gefährlichen Krautes. Ambrosia macht auch Kreuzallergien mit verschiedenen Gemüse- und Obstsorten.
Der späte Blütezeitpunkt von Ambrosia im August und September bedeutet eine zusätzliche Belastung für Pollenallergiker. Schuld ist die dadurch verlängerte Pollensaison, auch wenn zu diesem Zeitpunkt die Gräserpollen nur noch in geringen Mengen vorhanden sind.
Zunahme in ganz Europa
MeteoSchweiz hat in den letzten Jahren erhöhte Ambrosiapollenmengen in Genf und im Tessin festgestellt. Ein Teil dieser Pollen wird dort seit Jahren mit dem Wind aus den benachbarten Ländern in die Schweiz verfrachtet, denn die Umgebung von Lyon, das französische Rhonetal sowie die Poebene in Italien (insbesondere die Lombardei) sind von der Ausbreitung von Ambrosia stark betroffen.
In der Schweiz handelt es sich jetzt aber nicht mehr nur um Pollenferntransport aus den benachbarten Gebieten, denn die Pflanze selbst hat begonnen, sich auch in der Region Genf und im Tessin massiv auszubreiten. Die einjährige Pflanze (Ambrosia artemisifolia) kann sich durch eine hohe Anzahl von Samen (ca. 3000 Samen pro Pflanze) sehr leicht ausbreiten.
Die häufigsten Standorte der Ambrosiapflanze
Im Boden bleiben die Samen bis zu 40 Jahren keimfähig, weshalb die Pflanze schwierig auszurotten ist. Dort wo der Boden offen ist – zum Beispiel Strassenränder, Baustellen etc. – findet man die Ambrosia. Normalerweise eher in tieferen Lagen anzutreffen, wurde sie kürzlich in Frankreich auf einer Höhe von 1400 m ü. M. gefunden. Die Experten vermuten, dass mit der zunehmenden Klimaerwärmung auch weiter im Norden mit der Ambrosiapflanze gerechnet werden muss.
Erhöhte Temperaturen, frühe und verlängerte Blütezeiten
Mehrere amerikanische Studien haben gezeigt, dass eine Klimaerwärmung die Pollenproduktion von Ambrosia stark begünstigt und somit ebenfalls die Zunahme der allergischen Reaktionen: Die höheren Temperaturen haben einen früheren Blühbeginn und eine verlängerte Blütezeit zur Folge. Ausserdem beschleunigt die Wärme die Reifung der Samen. Erhöhte CO2- Konzentrationen stimulieren zusätzlich die Pollenproduktion.
Langzeitbeobachtungen in Österreich und in Norditalien zeigen, dass die Sensibilisierungsrate gegenüber Ambrosia mit dem Ausmass der Pollenbelastung und der Menge der inhalierten Allergene korreliert und dass eine manifeste Allergie erst Jahre nach der erfolgten Sensibilisierung eintritt.
Ambrosia und Kreuzallergien mit Nahrungsmitteln
Ambrosiapollenallergiker neigen wegen einer sogenannten Kreuzallergie dazu, eine Nahrungsmittelallergie auf Banane, Süssmelone, Wassermelone, Kürbis und Zucchetti zu entwickeln. Es ist dies überhaupt die erste Beobachtung einer pollenassoziierten Nahrungsmittelallergie, welche 1970 in den USA erstmals bei Ragweedallergikern und später auch in Ungarn beschrieben wurde. Dies führt wiederum zu höheren Gesundheitskosten (Allergieabklärungen, Behandlungen, Diäten) und zu einer weiteren verminderten Lebensqualität der Allergiker.
04.05.2010