Fruchtzucker-Intoleranz: Wenn Apfel und Birnen unverträglich sind
Fruchtzucker oder Fructose wird nicht immer gleich gut vertragen. Die Fructoseintoleranz kann angeboren oder erworben sein. Der Süssstoff steckt in vielen Lebensmitteln, nicht nur in Früchten.
Die Fructoseintoleranz ist eine Störung des Fructosestoffwechsels. Man unterscheidet drei verschiedene Formen: die intestinale Fructose-Malabsorption, die hereditäre Fructose-Intoleranz (HFI) und die Frucotsurie/Fructosämie.
Im Folgenden gehen wir auf die häufigste Form – die intestinale (erworbene) Fructose-Intoleranz – und auf die hereditäre (angeborene) Form ein.
Intestinale (erworbene) Fructoseintoleranz
Die intestinale Fruktoseintoleranz kann – wenn auch selten – angeboren sein. Es ist die häufigste Form der Fruchtzucker-Intoleranzen und wird auch Fructose-Malabsorption genannt.
In der Regel wird sie durch chronisch falsche Ernährung, Umweltbelastungen, Dauerstress oder gewisse Medikamente ausgelöst.
Auch bei Erkrankungen wie Morbus Crohn oder Zöliakie kann die Fructose-Intoleranz infolge der geschädigten Dünndarmschleimhaut auftreten (sekundäre Fructose-Malabsorption). Die Fructose-Unverträglichkeit kann vorübergehend sein oder ein Leben lang bestehen; sie kann sich schwer oder nur in leichter Form bemerkbar machen. Bei der leichten Form, werden geringe bis mittlere Mengen an Fruchtzucker gut vertragen. Sehr empfindliche Menschen bemerken bereits bei einer Menge von 1 g oder weniger deutliche Beschwerden.
Bei der Malabsorption (= gestörte Nährstoffaufnahme) hat der Körper durch das Fehlen eines bestimmten Enzyms die Fähigkeit verloren (oder nie besessen), Fruchtzucker genügend in den Dünndarm aufzunehmen. So bleibt der Rest im Darm. Abgebaut wird der Fruchtzucker später im Dickdarm – mit Hilfe von Bakterien. Diese Aktion führt zu den gefürchteten Beschwerden wie Blähungen (Gasbildung), Verstopfung, Reizdarm oder sogar kolikartigen Schmerzen, Kopfschmerzen, Müdigkeit. Auf Grund des zum Teil massiven Beschwerdebildes ist die Lebensqualität des Betroffenen sehr eingeschränkt. Einige Patienten klagen – aufgrund der Beschwerden – über depressive Zustände und Schlafstörungen.
Je nach Schwere der Beschwerden muss auf fructosefreie oder fructosearme Nahrung umgestellt werden. Siehe nicht geeignete Lebensmittel und Zuckerarten mehr >>
Hereditäre (angeborene) Fructoseintoleranz
Bei der hereditären Fruchtzuckerintoleranz (HFI) handelt es ich um eine seltene, vererbte Fruchtzucker-Stoffwechselstörung. Ursache ist ein angeborener genetischer Enzymdefekt.
Meistens treten die ersten Beschwerden bereits im Säuglingsalter auf und zwar beim ersten Kontakt mit Fruchtzucker-haltigen Nahrungsmitteln (fertige Säuglingsnahrung, Früchte, Gemüse, Säfte, Honig).
Beschwerden: Magendarmstörungen und den Zeichen einer Unterzuckerung: Zittern, Schwitzen, Blässe, Lethargie, bis hin zu Krampfanfällen. Unbehandelt kann es langfristig zu schwerwiegenden Schädigungen von verschiedenen Organen und Gewebe kommen.
Bei einer vererbten Fructose-Intoleranz muss der Betroffene in der Regel sein ganzes Leben lang auf fruktosehaltige Kost verzichten. Ebenfalls verzichtet werden muss auf Lebensmittel, die Saccharose oder Sorbit enthalten.
In welchen Lebensmitteln steckt Fruchtzucker?
Nahrungsmittel, die ein Fructose-Gemisch oder Fruchtzucker enthalten, müssen bei einer Fructose-Diät konsequent gemieden werden. Ebenso müssen Nahrungsmittel, die „verbotene“ Zuckerarten enthalten, vermieden werden z.B.:
- Früchte und Fruchtsäfte, auch Trockenfrüchte
- Produkte mit Früchten (wie Joghurt, Konfitüre, Backwaren)
- Honig und Honigprodukte
- Gemüse und Gemüsesäfte, Zwiebeln, Knoblauch; Ausnahmen >>
- Brot und Backwerkzeug, Snacks
- Zuckerhaltige Frühstücksflocken, Müesli-Mischungen mit Trockenfrüchten und Erdnüssen
- Wurstwaren, Würste (enthalten oft Zucker)
- Zuckerhaltige Getränke, Fertigprodukte, Salatsaucen, Mayonnaisen, Ketchup, Chilisaucen, Gewürzmischungen
- Medikamente (die Hüllen können Zuckerstoffe enthalten)
- Milch- und Milchprodukte mit Zuckerzusatz
- Glace und andere Desserts und Süssigkeiten, ausser sie sind mit „erlaubten“ Zuckerarten gemacht.
Erlaubt sind, sofern nicht Fructose, Haushaltzucker, Sorbit enthalten:
Fleisch, Fisch, Geflügel, Eier, Butter, Margarinen, Oele, Kartoffeln, Reis, Teigwaren, Haferflocken, Getreideprodukte, Milchprodukte ohne Zucker- und Früchtezusatz, Gemüsesorten: Erbsen, Chicorée, Spinat, Spargel, Blumenkohl, Pilze, Feldsalat, Blattsalate, Mangold, Radieschen, Gurken, Spargel, Avocados, Rhabarber, Kaffee, Tees (schwarz, grün, Kräuter), Salz, Pfeffer, Bouillons (ohne Zucker), Suppen (mit erlaubten Gemüsen), Nüsse (ausgenommen Erdnüsse).
Achtung: Überall wo „zuckerfrei“ drauf steht, muss nachgelesen werden, welche Zuckerarten enthalten sind.
Nicht geeignete Zuckerarten sind:
- Fructose (Fruchtzucker)
- Haushaltzucker (= Saccharose), (Rohr-, Rübenzucker)
- Mischungen aus Fruchtzucker und Glukose (Invertzucker)
- Sorbit (wird in der Leber in Fruchtzucker umgewandelt)
Als Zuckerersatz in geringen Mengen können dienen:
- Acesulfam (E 950)
- Aspartam (E 951)
- Cyclamt (E 952)
- Saccharin (E 954)
- Glukose, Traubenzucker, Dextrose
- Lactose (ausser bei einer zusätzlichen Lactose-Intoleranz)
- Malz oder Malzsirup
Wie stellt der Arzt eine Fruchtzuckerunverträglichkeit fest?
Zunächst mal muss er im Gespräch die Beschwerden und Symptome des Patienten genau analysieren. Mit verschiedenen Untersuchungen, muss er andere Erkrankungen ausschliessen.
Folgende Untersuchungsmöglichkeiten können vorgenommen werden:
- Magen-Darmspiegelung
- Ultraschall
- Röntgen
- Blut- und Urinkontrollen
Provokationstest
Dabei handelt es sich um einen Test, bei dem der Arzt die Beschwerden „provoziert“, indem dem Patienten Fruchtzucker-Wasser intravenös gespritzt wird. Anschliessend werden viertel-stündliche Kontrollen der Blutzuckerwerte gemacht. Ein fehlender Anstieg der Blutzuckerwerte, respektive das Auftreten von „Unterzuckerungs-Symptomen“ (Hypoglykämie) können auf eine Fructoseintoleranz hinweisen.
Eine andere Testart ist der Wasserstoff-Atemtest (H2-Test)
Der Patient trinkt 200 ml einer Fruktoselösung. Anschliessend wird alle 10 Minuten die Atemluft auf Wasserstoff (H2) untersucht. Die Untersuchung dauert 3 bis 4 Stunden. Bei Patienten mit intestinaler Fruktosemalabsorption kommt es nach Fruktosegabe zu einem messbaren Anstieg der H2-Konzentration in der Ausatmungsluft.
Wichtig: Vor Durchführung des Fruktose-H2-Atemtests muss sichergestellt sein, dass keine hereditäre Fruktoseintoleranz (eine sehr seltene Stoffwechselkrankheit) vorliegt!
Selbsttest
Wenn Sie nach Obst oder nach Fruchtsaft, oder nach Kuchen oder Glacé nach kurzer Zeit Beschwerden haben, sollte Sie sich bei einem Arzt melden. Bei andauerndem Durchfall oder bei einem andauernden Gefühl von „gebläht“ sein, sollte der Arzt ebenfalls aufgesucht werden.
Ausserdem sollten Sie ein Ernährungstagebuch führen. Die Angaben sollen die aufgenommenen Nahrungsmittel (auch Zwischenmahlzeiten) sowie darauf folgende Symptome und Beschwerden festhalten.
Der Provokationstest und auch der Selbsttest, dürfen bei der hereditären Fructose-Intoleranz NICHT durchgeführt werden.
Quelle der verbotenen Lebensmittel und der verbotenen/respektive erlaubten Zuckerarten: HFI Laboratory at Boston University
19.08.2015