Lactose: Europäer vertrugen vor 5000 Jahren keine Milch
Forscher haben entdeckt, warum auch heute noch Menschen den eigentlich unverdaubaren Milchzucker (Lactose) in verwertbare Zuckerarten spalten kann.
Die Milchzuckerunverträglichkeit zeigt sich unter anderem durch Magenknurren, Blähungen, Aufstossen und Übelkeit. Die meisten Säuglinge produzieren genug vom Verdauungsenzym Lactase. Damit verdaut der Körper den Milchzucker (Laktose), der vorwiegend in der Kuhmilch vorkommt. Im Erwachsenenalter geht diese Fähigkeit oft verloren und der Mensch leidet unter einer Milchzuckerunverträglichkeit.
(mehr zu Milchzuckerunverträglichkeit >>)
Forscher wollten nun wissen, wie es kommt, dass aber auch heute noch Erwachsene den Milchzucker gut verdauen. Dazu untersuchten sie jungsteinzeitliche Skelette. Das Forscherteam von der Universität Mainz wollte damit eine Hypothese stützen, wonach nomadische Hirten aus dem Uralgebirge diese Genmutation in Europa verbreitete.
Methode der Untersuchung
Die Experten isolierten Erbmaterial von neun steinzeitlichen Skeletten aus dem zentral- und osteuropäischen Raum. In keiner Probe fanden sie eine für die sogenannte Lactase-Persistenz verantwortliche Genmutation.
Lactase-Persistenz heisst, dass das Enzym Lactase, welches für die Spaltung des Milchzuckers verantwortlich ist, nicht nur beim Säugling, sondern auch im erwachsenen menschlichen Körper weiter gebildet wird. Bis heute wusste die Wissenschaft nicht genau, warum diese Lactase-Persistenz überhaupt entstanden war.
Als dann die frühsteinzeitlichen Nomaden anfingen Milchvieh zu halten, war diese Lactase-Persistenz natürlich für die Menschen von Vorteil und die Genmutation konnte sich auf natürliche Art und Weise verbreiten, so die Experten.
Oder war es umgekehrt? - fragen sich andere Forscher: War das Bestehen der Lactase-Persistenz bei der Mehrheit einer Bevölkerungsgruppe die eigentliche Voraussetzung für das Entstehen der Milchwirtschaft? Die vorliegenden Ergebnisse stützen eher die erste Vermutung, so die Studienautoren.
In der Schweiz leiden immer noch ca. 29% an einer Milchzuckerunverträglichkeit. Dies bedeutet für die Betroffenen, dass sie Beschwerden bekommen, sobald sie Kuhmilch und Produkte davon zu sich nehmen. Auf dem heutigen Lebensmittelmarkt gibt es bereits Lactose-freie Produkte.
25.05.2010