Milchzuckerunverträglichkeit: Was ist das, wie wird behandelt?
Milchzucker kommt in der Milch von Säugetieren vor. Fehlt dem Körper ein gewisses Enzym (Lactase) kann der Milchzucker nicht verdaut werden und es kommt zu Beschwerden.
Bei der Milchzuckerunverträglichkeit kann Milchzucker (Lactose) nicht ausreichend verdaut werden.
Der Grund dafür ist das Fehlen oder ein Mangel am Verdauungsenzym Lactase im Dünndarm, das den Milchzucker aufspaltet. Milchzucker kommt vor in der Milch von Säugetieren, d.h. in Kuh-, Schaf-, Ziegen- und Stutenmilch und in daraus hergestellten Produkten.
Ein angeborener Lactasemangel, also ein von Geburt an bestehendes Fehlen von Lactase, ist eher selten. Lactase wird vorwiegend in der Stillzeit gebildet, d.h. die Lactaseaktivität ist normalerweise nach der Geburt am höchsten. Im Laufe des Lebens verringert sich die Produktion. Dazu gibt es ethnische Unterschiede. Neuere Erhebungen haben gezeigt, dass in der Schweiz ca. 15-20 % der Bevölkerung unter einer Lactoseintoleranz leiden, der Anteil der farbigen Bevölkerung z.B. in den USA und in Afrika liegt jedoch bei 90%. Bei den meisten asiatischen Menschen fehlt das Verdauungsenzym ganz. Dadurch bekommen ihnen Milch- und Käseprodukte sehr schlecht, das heisst, sie können solche Nahrungsmittel sehr schlecht verdauen.
Fehlt die Lactase ganz oder ist sie vermindert vorhanden, gelangt der Milchzucker ungespalten in den Dickdarm, was zu den bekannten Beschwerden wie Blähungen, Völlegefühl und Durchfall führt.
Warum kommt es zu einem Lactasemangel?
Der angeborene Lactasemangel ist selten und beruht auf einem Gendefekt. Verschiedene Erkrankungen des Verdauungssystems (z.B. Morbus Crohn, Reizdarm, Glutenunverträglichkeit) können ebenso zu einem vorübergehenden oder lebenslangen Lactasemangel führen. Eine vorübergehende Milchzuckerunverträglichkeit kann bei Erwachsenen auch nach Infektionen auftreten.
Wie äussert sich der Lactasemangel?
Nach dem Konsum von Milch und Milchprodukten gelangt der ungespaltene Milchzucker in den Dickdarm. Dies kann zu folgenden Beschwerden führen:
- Blähungen
- Völlegefühl
- Magenknurren
- Durchfälle, die chronisch werden können
- Übelkeit, Erbrechen
- Bauchkrämpfe
- Fehlende Gewichtszunahme bei Säuglingen
Schwere, chronische Durchfälle reizen die Darmschleimhaut. Dadurch kann es zu Aufnahmestörungen und zu einem Mangel an wichtigen Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen kommen.
Wie wird ein Lactasemangel festgestellt?
Für den Arzt sind die Beschwerden und Hinweise in der Krankengeschichte wegweisend. Eine Sicherung der Diagnose kann durch einen speziellen Test der Atemluft (H2-Atemtest) oder seltener durch Blutzuckermessungen (sogenannter Lactose-Toleranztest) nach Gabe einer bestimmten Milchzuckermenge erfolgen.
Wie kann der Lactasemangel behandelt werden?
Im Vordergrund steht die Ernährungsumstellung. Wichtig ist das Vermeiden von Milchzucker, der vorwiegend in der Milch und daraus hergestellten Produkten vorkommt. Aber auch andere Nahrungsmittel können Milchzucker enthalten, z.B. Backwaren, Schokolade, gelegentlich auch Wurstwaren oder Fertigprodukte. Auch viele Medikamente enthalten Lactose.
Meist werden geringe Mengen an Lactose von betroffenen Personen vertragen. Die persönliche Toleranz oder Verträglichkeit muss individuell ausgetestet werden. Oft können kleine Mengen von Sauermilchprodukten wie Joghurt oder Buttermilch konsumiert werden. Extrahartkäse und Hartkäse enthalten auf Grund der natürlichen Reifung keinen Milchzucker.
Halbhart- und Weichkäse enthalten lediglich Spuren und werden, in Abhängigkeit der Sensibilität von Betroffenen, in geringen Mengen vertragen. Zudem gibt es heute bereits lactosereduzierte oder sogar lactosefreie Milchprodukte auf dem Markt.
Milch ist der beste Kalziumlieferant und Kalzium braucht der Mensch für den Knochenbau. Deshalb ist es wichtig, dass man dem Kalziummangel vorgebeugt. Reich an Kalzium sind neben kalziumreichen Mineralwassern auch Kohlraben, Bleichsellerie, Fenchel, Lauch, Brokkoli, Spinat, Grünkohl und Sesam.
Von Natur aus frei von Lactose sind: Gemüse, Früchte, Getreide, Kartoffeln, Fleisch, Fisch, Eier und Öle.
25.05.2010