Nuss-Allergie - die versteckte Gefahr
Nussallergiker leben gefährlich. Denn Nüsse sind, häufig auch versteckt, in vielen Produkten enthalten. Der Nussallergiker muss deshalb für den Notfall gerüstet sein.
Untersuchungen haben gezeigt, dass regelmässiger Nussgenuss die Cholesterin-Werte günstig beeinflusst – dank dem hohen Anteil an ungesättigten Fettsäuren.
Nüsse enthalten auch viel Eisen, Kalium, Magnesium und Phosphor und unterstützen damit die Nervenfunktionen. Nicht umsonst enthält der Snack ''Studentenfutter'' nebst Rosinen und Mandeln einen grossen Anteil an verschiedenen Nüssen. Der Name des Snacks leitet sich von der angeblich intelligenzfördernden Wirkung ab. Das Gemisch fördert die geistige und allgemeine Leistungsfähigkeit, hat in jeder Tasche Platz, kann zwischendurch genascht werden und – ein Plus für Studenten – es ist preiswert.
Doch, dieser Genuss hat seine Schattenseiten. Nebst der Sellerieallergie gehört in der Schweiz die Nussallergie zu den häufigsten Lebensmittelallergien. Sie kann bei Betroffenen unter Umständen zu lebensbedrohlichen Reaktionen führen.
Nuss ist nicht gleich Nuss
Der Botaniker versteht unter einer Nuss eine Frucht, bei welcher ein Same (selten auch zwei) aussen von einer harten Schale umhüllt ist. Nuss oder nicht Nuss – das entscheidet die Schale. Die meisten Früchte, die wir Nuss nennen, sind folglich botanisch keine Nüsse. Eine echte Nuss hingegen ist die Edelkastanie (Marroni) oder die Haselnuss. Beide entsprechen der botanischen Definition einer echten Nuss.
Weitere Nüsse im botanischen Sinn: Buchecker, Queenslandnuss, Wassernuss, Hanfnuss. Keine Nüsse im botanischen Sinne sind: Muskatnuss, Kokosnuss, Cashewnuss, Paranuss, Walnuss, Pekannuss, Mandel, Pistazie. Erdnüsse gehören zu den Hülsenfrüchten und Pinienkernen zu den Samen.Zu Sonderformen der Nussfrucht gehören die Sammelnussfrucht der Rosengewächse, z.B. die Erdbeeren und verschiedene Kernobstarten.
Welche Nuss oder „Nicht-Nuss“ nun für den Allergiker gefährlich ist, ist nicht so einfach herauszufinden. Nussallergiker müssen testen, welche Nusssorten sie essen können. Aber Vorsicht: Sogenannte Provokationstests dürfen nicht ohne ärztliche Begleitung gemacht werden.
Die gefährliche Erdnuss
Folgende Nüsse lösen häufig Allergien aus, weil sie ein grosses allergisches Potenzial besitzen: Erdnuss, Walnuss und Haselnuss. Die Erdnuss und die Cashewnuss zählen zwar zu den Hülsenfrüchten. Im Gegensatz zur Cashewnuss löst die Erdnuss jedoch starke allergische Reaktionen aus. Bereits die kleinste Menge – ev. bereits durch Hautkontakt oder durch Einatmen des Allergens – kann tödlich sein. Eine amerikanische Studie zeigte, dass über 90% der tödlich verlaufenden Fälle auf den Genuss von Erdnüssen und Nüssen wie Paranuss, Pekannuss, Walnuss oder Pistazien zurückzuführen waren.
In seltenen Fällen können Sesam, Leinsamen, Mohn, Pinienkernen und Cashewnüsse zu allergischen Reaktionen führen; am verträglichsten ist die Kokosnuss.
Nüsse und andere Verwandte
Häufig treten Nussallergien als Kreuzreaktion, z.B. zusammen mit Pollenallergenen und anderen Nahrungsmitteln (Früchten und Gemüsen), auf. Eine Erklärung dafür liegt in der botanischen Verwandtschaft der Allergene von Blütenstaub und Früchten. Haselnuss z.B. reagiert auf Hasel- und Birkenpollen; d.h. Menschen mit einer Haselpollenallergie können auch auf Haselnüsse allergisch reagieren. Auch Walnüsse haben allergenverwandte Pollen. Allergische Reaktionen können aber auch auftreten im Zusammenhang mit Lebensmitteln, die keine botanische Verwandtschaft haben.
Mehr Beispiele zu Kreuzallergien finden Sie im Kapitel Kreuzallergien >>
Nussallergie - welche Beschwerden treten auf?
Am häufigsten zu beobachten ist das sogenannte orale Allergiesyndrom. Der Betroffene verspürt innerhalb weniger Minuten nach dem Verzehr des allergieerzeugenden Lebensmittels einen Juckreiz im Mund, auf Zunge und Lippen. Es kann zu Schleimhautschwellungen und zu Atemnot kommen.
Weitere Reaktionen sind: Nesselfieber, Augenlid- und Lippenschwellungen, Magen-Darmbeschwerden wie Erbrechen, Durchfall, Krämpfe. Im schlimmsten Fall kommt es zu einem Kreislaufzusammenbruch mit Bewusstlosigkeit. Die Symptome oder Beschwerden können sofort oder verzögert – nach ein paar Stunden – auftreten.
Wie stellt der Arzt eine Nussallergie fest?
Wie bei jeder Allergie ist auch bei der Nussallergie der Arzt auf genaue Beschreibungen des Betroffenen angewiesen. Oft braucht es viel Zeit und Geduld von Seiten des Patienten und des Arztes, um dem Ganzen auf den Sprung zu kommen. Maskierte Allergien, d.h. Allergien, die nicht klar ersichtlich sind, sind oft schwierig zu diagnostizieren. Zum Auffinden einer Allergie kann ein Provokationstest helfen. Ein solcher Test sollte aber nie ohne ärztliche Aufsicht gemacht werden. Der Test kann unter Umständen lebensbedrohliche Reaktionen hervorrufen.
Was kann der Nussallergiker tun?
Auf einen Nenner gebracht: Vermeiden des Allergens durch absolute Nussabstinenz und Vermeiden aller nusshaltigen Produkte!
Leichter gesagt als getan. Viele Nahrungsmittel enthalten versteckt Nussspuren: z.B. Schokoladeprodukte, Käse und Wurst, Saucen, Gebäcke, Glacé etc. Schon die kleinste Spur des Nussallergens kann unter Umständen schwerwiegende Reaktionen auslösen. Ein Allergiker muss die Liste der Zusammensetzung eines Produktes gut lesen. Nussspuren sind aber nicht zweifelsfrei in allen Produkten deklariert. Deshalb ist es wichtig, dass der Allergiker für den Notfall vorbereitet ist.
Was tun im Notfall?
Immer noch sterben Betroffene, obwohl sie von ihrer Allergie wissen. Häufig auch, weil sie für den Notfall nicht gerüstet sind. Wichtig ist das Tragen eines Allergiepasses. Damit kann man medizinisches Personal im Notfall „vorinformieren“. Auch Partner, Arbeitskollegen, Lehrer oder Sporttrainer sollten über die Allergie und die zu treffenden Massnahmen informiert sein. Ein Notfallset mit einem Antihistaminikum, Kortisontabletten sowie einer Allergiespritze sollten zum Alltagsgepäck gehören. Die richtige Instruktion über die Anwendung, bekommt man vom Allergologen (Allergiespezialisten).
Die Nuss und der Kuss
Leider ist es kein Märchen, dass bereits heftiges Küssen unter Umständen eine allergische Reaktion auslösen kann. In der Literatur werden immer wieder Beispiele erwähnt, wo ein Nichtallergiker einen Allergiker durch einen Kuss in eine zum Teil lebensbedrohliche Situation gebracht hat. Auch Spuren von Allergenen werden so weitergegeben.
12.11.2013