Zöliakie und Ernährung in der Schweiz
Die Glutenunverträglichkeit wird in der Schweiz immer häufiger festgestellt. Die Eidgenössische Ernährungskommission verlangt, dass Nahrungsmittelindustrie, Gastronomie und der Detailhandel stärker für die stärker für die Krankheit Zöliakie sensibilisiert wird.
Der folgende Bericht erschien im Bulletin des Bundesamtes für Gesundheit BAG:
Die Zöliakie wird bei genetisch prädisponierten Individuen durch den Konsum von glutenhaltigen Lebensmitteln ausgelöst. Gluten ist ein Protein, das in Weizen, Roggen, Gerste und deren biologisch verwandten Sorten (z.B. Dinkel, Grünkern, Emmer usw.) enthalten ist. Zöliakiepatienten sollten diese Getreide und daraus hergestellte Nahrungsmittel bzw. Speisen wie Brot, Teigwaren, Flocken, Mehlsaucen usw. vollständig meiden. Zöliakie äussert sich klinisch durcheine Malabsorption von Nährstoffen, die jedoch sehr variabel ausgeprägt ist. Dadurch wird die Diagnosestellung erschwert. In den letzten Jahren wurden verschiedene Testsentwickelt, mit denen in Blutprobenspezifische Antikörper nachgewiesen werden können und die eine erste Beurteilung ermöglichen. Die eindeutige Diagnose erfolgt jedoch noch immer über die Entnahmeeiner Dünndarmbiopsie.
Angaben über die Prävalenz von Zöliakie in der Schweiz liegen nur von Jugendlichen in der Ostschweiz vor. In dieser Gruppe lag die Prävalenz bei 1:132. Aufgrund von Daten aus Europa und den USA wird von einer Prävalenz von Zöliakie ist eine der wenigen Krankheiten, die ausschliesslich diätetisch behandelt werden können. Mit einer lebenslangen glutenfreien Diät lassen sich die Dünndarmveränderungen, die klinischen Symptome und die Langzeitfolgen der Erkrankung verhindern.
Die glutenfreie Ernährung stellt hohe Anforderungen an die Betroffenen, die glutenhaltigen Nahrungsmittel zu erkennen und entsprechend zu vermeiden und sich trotzdem ausgewogen und abwechslungsreich zu ernähren. Insbesondere auf die ausreichende Versorgung mit Nahrungsfasern, Vitaminen der B-Gruppe, Pantothensäure, Biotin und den Mineralstoffen Magnesium, Zink und Kupfer ist zu achten. Oftmals liegt die Menge an Kohlenhydraten in der Ernährung von Zöliakiebetroffenen unter den Empfehlungen, die Menge an Fetten, vor allem solchen mit einem hohen Anteil gesättigter Fettsäuren, jedoch darüber. Ein Augenmerk ist somit auch auf die Qualität der konsumierten Fette, d.h. den Anteil ungesättigter Fettsäuren,zu richten. Allgemein gültige Empfehlungen können nur sehr wenige formuliert werden. Aus diesem Grund wird die Beratung durch eine mit der Krankheit vertraute Ernährungsberaterin empfohlen.
Neben dem Wissen, wie eine ausgewogene glutenfreie Ernährung zu erreichen ist, sind auch ärztliche Kontrollen zur allfälligen Erfassung von Nährstoffmängeln wichtig. Lebensmittelrechtliche Kenntnisse sind für die Einhaltung einer glutenfreien Ernährung von Nutzen. In der Schweiz wie auch in Europa gilt die Kennzeichnungspflicht für allergene Zutaten. Glutenhaltige Getreide und daraus hergestellte Erzeugnisse müssen demzufolge immer deklariert werden. Auch die Patientenorganisationen leisten einen wichtigen Beitrag für das Alltagsleben der Zöliakiebetroffenen. In den verschiedenen Landesteilender Schweiz übernimmt dies die IG Zöliakie. Das Angebot anglutenfreien Lebensmitteln hat in den vergangenen Jahren stark zugenommen. Trotzdem sollten die Nahrungsmittelindustrie, der Detailhandel und die Gastronomie stärker für die Krankheit Zöliakie und deren Auswirkungen auf den Alltag von Betroffenen sensibilisiert werden. Zöliakie ist zwar eine gut untersuchte Erkrankung, trotzdem mangelt es an Daten zur Epidemiologie und zur Therapiequalität in der Schweiz. Anstösse zu Forschungsprojekten in diesen Bereichen können diese Datenlücken beheben.
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25.10.2010