Nikotinsucht: Weniger ist nicht mehr
Nur weniger Rauchen statt aufzuhören hat gemäss neueren Studien keinen nennenswerten Effekt auf die Lebenserwartung. Das haben norwegische Forscher mit einer Langzeituntersuchung an über 50'000 Personen herausgefunden.
Die freiwilligen Teilnehmer wurden in zwei Gruppen eingeteilt: Die eine Gruppe (‚Reduzierer’) musste nach der ersten Untersuchung den ursprünglichen Zigarettenkonsum von über 15 Stk./Tag um mehr als die Hälfte verringern. Die andern rauchten ‚normal’ weiter.
Zwischen 1974 und 1978 wurden die Teilnehmer mindestens zweimal untersucht. Dabei wurden sie in sechs verschiedene Raucherkategorien eingeteilt. Der angegebene Nikotinkonsum wurde durch Blutproben kontrolliert. Bei Rauchern kann Thiocyanat - ein Stoffwechselprodukt - noch lange nach der letzten Zigarette nachgewiesen und gemessen werden.
25 Jahre später (2003) analysierten die Forscher alle Todesfälle und deren Ursachen sowie Erkrankungen der Studienteilnehmer.
Resultate
- Bei den Männern und Frauen, die zu den ‚Reduzierern’ gehörten, war die Zahl der Krebserkrankungen nicht kleiner als bei den Teilnehmern, die konstant weitergeraucht hatten.
- In den ersten 15 Beobachtungsjahren gab es bei den Männern mit niedrigem Konsum insgesamt weniger Todesfälle als bei den starken Rauchern. Danach gab es aber in der Todeszahl keinen wesentlichen Unterschied mehr.
- Auch bei den Frauen wurden in beiden Gruppen etwa gleich viele Todesfälle beobachtet.
Fazit der Autoren
In Blutproben wurde bei den ‚Reduzierern’ weniger vom Stoffwechselprodukt Thiocyanat gefunden. Dennoch konnte die Studie keine Verringerung der Sterblichkeit durch reduzierten Tabakkonsum belegen. Die Forscher vermuten, dass die Teilnehmer entweder ungenaue Angaben zum Zigarettenkonsum gemacht hatten oder bei weniger Zigaretten stärker inhaliert hatten.
Weniger Rauchen bringt demnach für die Lebenserwartung nicht viel. Ein Rauchstopp hingegen kann das Sterblichkeitsrisiko gegenüber starken Rauchern um 50% senken, so die Autoren.
01.12.2006