Prostatakrebs: Pausen in der Hormontherapie verkürzen das Leben
Bei der Behandlung von Prostatakrebs spielt die so genannte Hormonentzugstherapie mit Medikamenten eine wichtige Rolle. Weil diese Therapie mit erheblichen Nebenwirkungen einhergeht, wollten Forscher wissen, welche Vor- beziehungsweise Nachteile Therapie-Unterbrechungen bringen.
Bei der chirurgischen Kastration erfolgt dies durch die operative Entfernung des hormonbildenden Gewebes, also der Hoden. Durch den Hormonentzug wird das Tumorwachstum unterdrückt, was sich auch in den abfallenden PSA-Werten zeigt.
Beide Therapieformen - chirurgisch oder medikamentös – bedeuten für den Betroffenen aber auch eine deutliche Einschränkung der Lebensqualität. Denn unter dem Hormonentzug kommt es auch zu unerwünschten Wirkungen wie Schweissausbrüche, Hitzewallungen, Impotenz und Nachlassen der körperlichen Leistungsfähigkeit. Mit den Therapiepausen sollen diese Nebenwirkungen des Hormonentzugs teilweise zurückgehen und der Körper kann sich wieder erholen. Es wundert deshalb nicht, dass Patienten sich wünschen, die medikamentöse Therapie zu unterbrechen.
Amerikanische Krebsspezialisten (Onkologen) untersuchten die Auswirkungen solcher Therapiepausen (Intervalltherapie) an 9'346 Patienten. Aus weltweit 500 Zentren wurde bei 3'040 Teilnehmern zunächst ein medikamentöser Hormonentzug durchgeführt. Nach sieben Monaten wurden 1.535 Patienten, die einen guten Behandlungserfolg zeigten (deutlicher PSA-Abfall), in zwei Gruppen eingeteilt: Entweder bekamen sie nur noch zeitweise die Medikamente als Intervalltherapie (Gruppe 1) oder die Therapie wurde kontinuierlich fortgesetzt (Gruppe 2).
Bei den Teilnehmern der 1. Gruppe wurden die Medikamente solange abgesetzt, bis es zu einem erneuten PSA-Anstieg kam. Ab dann mussten sie für weitere 7 Monate die Medikamente wieder einnehmen. Sank der PSA-Wert dann erneut, konnten die Teilnehmer wieder mit der Therapie pausieren.
Die Hoffnung der Forscher, dass die unterbrochene Therapie die Lebensqualität der Männer verbessert und die Dauer bis zu einem Rückfall des Krebsleidens genau so lange wie unter Dauertherapie hinauszögert, erfüllte sich nicht: diese Patienten lebten im Schnitt noch 5.1 Jahre und nach 10 Jahren lebten noch 23%. Im Vergleich dazu lebten die Patienten mit der Dauertherapie noch 5.8 Jahre und nach 10 Jahren lebten noch 29%.
Zu Gute halten müsse man der unterbrochenen Therapie, dass sie tatsächlich die Lebensqualität der Patienten verbesserte, was aus Sicht der Patienten ein Gegenwert für die etwas verkürzte Lebensdauer sein mag.
Allerdings betraf dies nur Patienten mit schwerer Erkrankung. Bei Patienten mit einer leichteren Erkrankung, kam es durch den Unterbruch der Therapie zu einer deutlichen Verschlechterung der Prognose. Bei den leichter Erkrankten sank nämlich die Überlebenszeit von 7.1 auf 5.2 Jahre. Im Vergleich dazu stieg die Überlebenszeit bei den schwerer Erkrankten durch den Therapieunterbruch von 4.4 auf 5.0 Jahre – also leicht - an.
Für die Forscher ist damit klar, dass Patienten mit Prostatakrebs, je nach Schwere der Erkrankung, unterschiedlich therapeutisch beraten werden müssen und auf den Wunsch eines Therapieunterbruches, nicht in jedem Fall eingegangen werden kann. Jedenfalls sollten bei einem Therapieunterbruch, die Vor- und Nachteile der Intervalltherapie mit dem Patienten eingehend besprochen werden.
12.06.2012