Prostatakrebs: Warum Männer schweigen
Ergebnisse der weltgrössten Befragung zu Prostatakrebs-Symptomen wurden erstmals im Rahmen des Europäischen Krebskongresses (ECC) in Wien veröffentlicht. Die neue internationale Aufklärungskampagne "Men Who Speak Up" zielt darauf, Symptome zu identifizieren und die Patienten-Arzt-Kommunikation zu verbessern
Mit 65-70.000 Neuerkrankungen pro Jahr ist das Prostatakarzinom (PCa) die häufigste bösartige Krebserkrankung von Männern in Deutschland.
Während die Erkrankung im frühen Stadium keine Symptome verursacht, können schwere oder unerklärliche Schmerzen, Schwierigkeiten beim Gehen oder Treppensteigen, Schlafstörungen oder Verlust der Blasenkontrolle Warnzeichen für das Fortschreiten des Krebses sein.
Die Wahl der Therapie und der Behandlungserfolg richten sich vor allem nach dem Krankheitsstadium. Werden Symptome rechtzeitig erkannt, kann dies nicht nur dazu beitragen, dass der Prostatakrebs langsamer voranschreitet, sondern darüber hinaus die Lebensqualität der Patienten verbessern, was sich letztendlich auch positiv auf die Angehörigen auswirkt.
Prostatakrebs: Männer kennen Warnsignale nicht oder reden nicht darüber
Das Problem: Die Mehrheit der betroffenen Männer mit fortgeschrittenem PCa kannte die entsprechenden Warnsignale nicht oder brachte nicht immer entsprechende Symptome beim Arztbesuch zur Sprache. Um diese Lücke zwischen fehlender Symptom-Wahrnehmung und Arzt-Patienten-Gespräch zu schliessen, riefen Anfang des Jahres 2015 acht führende Gruppen von Patientenvertretungen die internationale Prostatakrebs-Koalition (IPCC) ins Leben.
Die IPCC beauftragte mit der Unterstützung von Bayer HealthCare die bisher weltgrösste internationale Patienten-Befragung zu Prostatakrebs-Symptomen. Ausgewertet wurden die Perspektiven bei fortgeschrittenem Prostatakrebs - sowohl aus Sicht der Patienten als auch aus Sicht von pflegenden Angehörigen. An der Befragung nahmen mehr als 1.200 Personen in 10 Ländern teil. Zu den beteiligten Ländern zählten Frankreich, Deutschland, Italien, Japan, Niederlande, Singapur, Spanien, Taiwan, UK und U.S.A. Die vollständigen internationalen Ergebnisse wurden jetzt erstmals im Rahmen des Europäischen Krebskongresses in Wien auf einer Pressekonferenz vorgestellt.
Bei fast vier von zehn Patienten werden Knochenmetastasen zu spät erkannt
Die Gründe für das Schweigen der Männer sind vielfältig. Nahezu die Hälfte der Patienten (47%) ignorierte oftmals entsprechende Krankheitssymptome. Ausserdem brachten drei von fünf Patienten (59%) nicht immer auftretende Schmerzen mit ihrem fortschreitenden Prostatakarzinom in Verbindung. 39% der Männer hatten mehrere Monate lang Schmerzen, bevor ihre Knochenmetastasen diagnostiziert wurden - dies ist besonders kritisch, denn Knochenmetastasen gelten als Hauptursache für eine eingeschränkte Lebensqualität und verkürzte Lebenserwartung.(4.5)
Offenheit in der Arzt-Patienten-Kommunikation ist kulturell bedingt
Der Studie zufolge hängt die Art und Weise, wie Männer mit ihren Symptomen umgehen, auch vom kulturellen Umfeld ab. So gaben ungefähr 40 Prozent der Befragten aus der Europäischen Union an, nur ungern mit dem Arzt über ihr körperliches Wohlbefinden zu sprechen. In den USA und dem Asiatisch-Pazifischen Raum waren die Patienten mit 12 beziehungsweise 28% dagegen offener. Es fiel auf, dass mehr Männer aus der Europäischen Union (72%) bereits Knochenmetastasen entwickelt hatten, verglichen mit den USA und dem Asiatisch-Pazifischen Raum (53%).
Mit Blick auf das Arzt-Patienten-Gespräch zeigten die Ergebnisse der Befragung, dass Ärzte eine zentrale Rolle dabei einnehmen, die Gefühle der Patienten einzuschätzen - vorausgesetzt diese waren bereit, über ihre Situation zu sprechen. Angehörige können entscheidend dazu beitragen, diese schwierigen aber notwendigen Gespräche mit dem Arzt erleichtern.
Men Who Speak Up
Aus den Umfrage-Ergebnissen formierte sich die von Bayer HealthCare ins Leben gerufene internationale Aufklärungsinitiative Men Who Speak Up. Ziel der Initiative ist es, die Symptome des fortschreitenden Prostatakarzinoms zu identifizieren und an die Öffentlichkeit zu bringen. Men Who Speak Up möchte Männer mit ihren Angehörigen ermutigen, Symptome zu erkennen, das Schweigen zu beenden und Beschwerden frühzeitig mit dem Arzt zu besprechen.
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29.09.2015