Prostatakrebs: Behandlungsmöglichkeiten
Wird ein Prostatakrebs frühzeitig erkannt, sind die Heilungsschancen gut.
Bei fehlender Heilungsmöglichkeit, im fortgeschrittenen Krebs-Stadium, konzentriert sich die Behandlung hauptsächlich auf den Erhalt der Lebensqualität (palliative Behandlung).
Jede Behandlung bei Prostatakrebs muss individuell festgelegt werden. Die Behandlung ist von verschiedenen Faktoren abhängig z.B: Alter, Krankheitsstadium, Tumoraggressivität.
Ganz wichtig für die Wahl der Behandlung ist die Unterscheidung, ob sich der Tumor auf die Prostata beschränkt oder bereits über die Organbegrenzung hinausgewachsen ist und Metastasen gebildet hat.
Nur bei einem auf die Prostata beschränkten Krebs ist eine Heilung möglich.
Behandlung bei lokalem Krebs, auf Prostata beschränkt
Bei Patienten, die noch eine Lebenserwartung von mehr als 10 Jahren haben, kommen folgende Behandlungsmöglichkeiten in Frage: (hier werden die einzelnen Punkte nach unten zur Erklärung verlinkt):
- Operation (radikale Prostatektomie)
- Transurethrale Resektion der Prostata: kleine Prostataoperation
- Äusserliche Strahlenbehandlung (Externe Radiotherapie)
- Brachytherapie: lokale Bestrahlung
- Hormonentzugstherapie
- Chemotherapie
- Radiotherapie (bei tumorbedingten Knochenschmerzen)
- Schmerztherapie
- Beobachtung des natürlichen Verlaufs (Wait and Watch)
Die Verfahren zur Behandlung von Prostatakrebs werden oft kombiniert.
Operation an der Prostata (radikale Prostataoperation)
Die Aussicht auf Heilung und Überleben ist am grössten nach Durchführung einer radikalen Prostatektomie (Entfernung der gesamten Prostata, inklusive den Endstücken der Samenleiter und der Samenblase). Ziel ist die vollständige Entfernung der mit Krebszellen befallenen Prostata. Es gibt verschiedene Operationstechniken.
Je nach gewählter Operationsmethode dauert der Spitalaufenthalt 4-12 Tage. Der Erfolg dieser Operation ist abhängig vom Stadium der Krebserkrankung. 60-90% der Patienten leben noch nach 10 Jahren nach der Operation.
Risiken der Prostataoperation:
- Blutungen
- Inkontinenz* (unwillkürlicher Harnverlust): 5-15%
- Impotenz (Erektionsstörungen**): 40-80%
*Inkontinenzbehandlung: Beckenbodengymnastik, Medikamente, künstlicher Schliessmuskel.
**Behandlung der Erektionsstörungen: Medikamente (Tabletten, Injektion, intrautherale Verabreichung/direkt in die Harnröhre).
Transurethrale Resektion der Prostata, kleine Prostataoperation
Führt das Tumorwachstum lokal zu einer Einengung der Harnröhre, welche das Wasserlösen erschwert, so kann das Tumorgewebe transurethral (durch die Harnröhre) entfernt werden (TUR-P = kleine Prostataoperation). Diese Operation ist jedoch keine krebseliminierende Operation; es geht dabei nur um die Behebung der Behinderung der Blasenentleerung.
Äusserliche Strahlentherapie bei Prostatakrebs
Die Strahlentherapie ist der radikalen Prostatektomie nicht ebenbürtig. Sie kommt nur für Patienten mit früh diagnostiziertem Prostatakrebs in Frage, die sich keiner Operation unterziehen wollen.
Vorteil: keine Operation, schnelle Wiederaufnahme der Arbeitstätigkeit.
Nachteil: Bei 30-40% ist der Krebs noch nachweisbar.
Strahlenschäden:
- Inkontinenz (unwillkürlicher Harnverlust): 1-2%
- Erektionsstörungen; müssen anfänglich nicht sein, können aber im Laufe der Zeit entstehen oder zunehmen. 1 Jahr nach Behandlung haben prozentual gleich viele Patienten Erektionsstörungen wie nach der radikalen Prostatektomie.
Brachytherapie (lokale Bestrahlung) bei Prostatakrebs
Eine alternative Behandlung bietet die Brachytherapie. Bei dieser Behandlung werden sogenannte Seeds (engl. für Samen, Kerne) eingepflanzt. Das sind radioaktive Partikel, die von innen die Krebszellen bestrahlen. Dieser Eingriff kann ambulant in einer Kurznarkose erfolgen (Dauer: ca. eine Stunde).
Die Brachytherapie kann bei weniger aggressiven Tumoren angewendet werden. Es sind bis jetzt keine Langzeitdaten vorhanden. Die Krankenkasse übernimmt neu seit Anfang dieses Jahres (2005) die Kosten.
Hormonentzugstherapie bei Prostatakrebs
Das Wachstum der Prostatakrebsszellen ist abhängig vom männlichen Geschlechtshormon Testosteron. Deshalb ist es notwendig dem Patienten das Testosteron zu "entziehen".
Das geschieht wie folgt:
- Operative Entfernung der Hoden
- Medikamentöse "Kastration": Das Medikament besteht aus einem Wirkstoff, der die Ausschüttung des Testosteron-antreibenden Vorhormons (LHRH) in der Hirnanhangsdrüse unterbindet; damit fällt automatisch der Testosteronspiegel. Eine andere Substanz ist der Testosteron-Rezeptorblocker, der die Hormonbindungsstellen blockiert.
Nach einem Therapieintervall von mehreren Monaten bis Jahren dominieren die hormonunabhängigen Tumorzellen das Tumorwachstum. Das Krebsleiden schreitet damit trotz Hormontherapie weiter (= hormonresistentes Prostatakarzinom).
Zur Linderung der Beschwerden bei Knochenmetastasen muss die externe Radiotherapie oder Medikamente, die über den Calciumstoffwechsel wirken, eingesetzt werden. /Link zu Knochenmetastasen)
Nebenwirkungen der Hormonentzugstherapie
Die Entfernung der Hoden und die Hormonentzugstherapie haben folgende Nebenwirkungen: Hitzewallungen, Abnahme des sexuellen Antriebs (Libidoabnahme), Erektionsstörungen, schmerzhafte Brustschwellungen, nachlassender Bartwuchs, Knochenschwund (Osteoporose).
Chemotherapie bei Krebs an der Prostata
Die Chemotherapie wird angewendet, wenn der Tumor trotz Hormon- und/oder Strahlentherapie nicht unter Kontrolle gebracht werden kann. Bei der Chemotherapie werden Substanzen eingesetzt, die das Wachstum von Tumorzellen auf verschiedene Weise hemmen. Zytostatika (Chemotherapeutika) entfalten ihre Wirkung vorwiegend im Zellkern, der Steuerzentrale der Zelle.
Der Prostatakrebs ist ein Drüsenkrebs (Adenokarzinom) der wegen seines langsamen Wachstums schlecht auf Chemotherapeutika anspricht. Die Substanzen der Zytostatika (Chemotherapeutika) wirken nur während der Zellteilung, d.h. ihre Wirkung beschränkt sich auf "sich-schnell-teilende-Zellen".
Nebenwirkungen der Chemotherapie
Je nach Chemotherapeutikum kann es zu verschiedenen Beschwerden kommen: Übelkeit, Erbrechen, Haarausfall, Hautausschläge, extreme Müdigkeit.
Radiotherapie (bei tumorbedingten Knochenschmerzen) bei Prostatakrebs
Bei lokalen, tumorbedingten Knochenschmerzen kann eine palliative Schmerzbestrahlung eine Linderung bringen und der drohenden Bruchgefahr der Knochen vorbeugen.
Schmerztherapie bei Prostatakrebs
Schmerzmittel unterschiedlicher Stärken bis zu Opiaten werden parallel zu andern Therapien eingesetzt, um die Tumorschmerzen zu reduzieren. Eine reine Schmerztherapie kommt auch zum Zuge, wenn alle andern Möglichkeiten ausgeschöpft sind = palliative Therapie (Ziel: Schmerzfreiheit). Mit Hilfe eines vom Patienten geführten Schmerztagebuches kann der Arzt die Schmerzbekämpfung optimieren Heute lassen sich Tumorschmerzen in den meisten Fällen gut lindern.
Beobachtung des natürlichen Verlaufs (Wait and Watch) bei Prostatakrebs
Als Alternative zu einer Behandlung kommt das Beobachten des natürlichen Verlaufes in Frage: Dieses Vorgehen wird nur ältern Männern mit einer Lebenserwartung von weniger als 10 Jahren und einem wenig aggressiven Prostatakrebs empfohlen.
Regelmässige Nachkontrollen und Nachuntersuchungen sind wichtig; einerseits um Nebenwirkungen der Behandlung und anderseits das Fortschreiten der Tumorerkrankung zu erkennen. Verlauf der Prostatakrebs-Erkrankung >