Jeder fünfte Erwerbstätige hat Stress am Arbeitsplatz
Gesundheitsförderung Schweiz hat in Zusammenarbeit mit der Universität Bern und der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften mit dem Job-Stress-Index zum zweiten Mal eine wissenschaftliche Studie zu arbeitsbedingtem Stress in der Schweiz veröffentlicht. Sie zeigt: Gut ein Fünftel (22.5%) der erwerbstätigen Bevölkerung hat Stress, ebenso viele Erwerbstätige fühlen sich erschöpft (22.6%).
Stress am Arbeitsplatz zählt zu den grössten Herausforderungen unserer Arbeitswelt.
Das Stress-Monitoring von Gesundheitsförderung Schweiz in Form des Job-Stress-Index erfasst die Arbeitsbedingungen und macht Aussagen über das Verhältnis von Ressourcen und Belastungen am Arbeitsplatz. Die Ergebnisse der zum zweiten Mal durchgeführten Erhebung zeigen ein aktuelles und repräsentatives Bild der Stresssituation und der Erschöpfungsrate bei Schweizer Erwerbstätigen. Darüber hinaus gibt der Index Aufschluss über das ökonomische Potenzial von Verbesserungen der Arbeitsbedingungen in Bezug auf Stress.
22.5% der Erwerbstätigen haben Stress bei der Arbeit
Gut jeder fünfte Erwerbstätige (22.5%) hat Stress am Arbeitsplatz, das heisst, die Belastungen sind grösser als die verfügbaren Ressourcen. Im Durchschnitt verfügen die Erwerbstätigen in der Schweiz über etwa gleich viele Ressourcen wie Belastungen am Arbeitsplatz. Dies zeigt der Job-Stress-Index von 49.80 (ein Index von 50 bedeutet gleich viele Ressourcen wie Belastungen).
Die Erhebung 2015 zeigt aber auch, dass gut ein Fünftel aller Erwerbstätigen über deutlich mehr Belastungen als Ressourcen am Arbeitsplatz berichtet. Konkret befinden sich 1.1 Mio. Mitarbeitende im „kritischen Bereich“. Diese Personen haben zu wenige Ressourcen, um die hohen Belastungen zu bewältigen. Fast die Hälfte der Erwerbstätigen verfügt über ein fragiles Gleichgewicht. Diese rund 2.4 Mio. Erwerbstätigen befinden sich im „sensiblen Bereich“, das heisst, die vorhandenen Ressourcen reichen nur knapp aus, um die aktuellen Belastungen auszugleichen. Nur etwas mehr als ein Viertel der Schweizer Erwerbstätigen arbeitet im „grünen Bereich“ (1.4 Mio.), also in einem positiven Verhältnis mit mehr Ressourcen als Belastungen.
Gut ein Fünftel der Erwerbstätigen ist erschöpft
22.6% der Erwerbstätigen sind ziemlich oder sehr erschöpft. Rechnet man dies auf alle Erwerbstätigen in der Schweiz hoch, betrifft dies insgesamt 1.1 Mio. Menschen. Langfristige Belastungen am Arbeitsplatz haben negative Folgen auf die Arbeitszufriedenheit und Gesundheit und erhöhen die Kündigungsabsicht. Erwerbstätige, die vor einem Jahr über mehr Belastungen als Ressourcen verfügten (hoher Job-Stress-Index), waren ein Jahr später erschöpfter. Umgekehrt gilt auch: Erwerbstätige, die 2014 über mehr Erschöpfung berichteten, weisen ein Jahr später einen höheren Job-Stress-Index auf. Im ungünstigen Fall können sich hier „Abwärtsspiralen“ ergeben. Bei Erwerbstätigen, die unter einem konstant hohen Job-Stress arbeiten, zeigt sich eine deutlich höhere Absicht zu kündigen und eine tiefere Arbeitszufriedenheit. Veränderungen machen sich bemerkbar: Die Erschöpfung nimmt ab, wenn sich der Job-Stress-Index verbessert, und sie nimmt zu, wenn er sich verschlechtert.
Stress kostet die Arbeitgeber 5 Mrd. Franken pro Jahr
Das ökonomische Potenzial von Verbesserungen eines ungünstigen Job-Stress-Index wird auf 5 Mrd. Schweizer Franken pro Jahr geschätzt. Berücksichtigt werden dabei einerseits die verbesserte Arbeitsleistung durch weniger gesundheitliche Probleme während der Arbeit, die 64% des ökonomischen Potenzials (d.h. 3.2 Mrd. Franken) ausmacht. Zusätzlich hinzu kommt die Reduktion von Fehlzeiten, die 36% (d.h. 1.8 Mrd. Franken) beträgt. Rechnet man dies wiederum in Arbeitsstunden um, entspricht dies 136 Mio. Arbeitsstunden pro Jahr.
Stressprävention hilft
Gesundheit und Wohlbefinden der Mitarbeitenden sind wichtige Voraussetzungen für die langfristige wirtschaftliche Leistungsfähigkeit eines Unternehmens. Es lohnt sich also für die Betriebe, nachhaltig in die Gesundheit der Mitarbeitenden zu investieren. Belastungen lassen sich oft nicht einfach abbauen. Betriebe sollten bei der Stressprävention daher vor allem darauf achten, die Ressourcen am Arbeitsplatz zu fördern (z.B. Entscheidungsspielraum und soziale Unterstützung erhöhen). Aufgrund der Ergebnisse des Online-Stressbefragungsinstrumentes S-Tool können Interventionen abgeleitet werden wie Führungs- und Teamschulungen oder individuelle Stressmanagement-Kurse für Mitarbeitende. Gesundheitsförderung Schweiz bietet Unternehmen Dienstleistungen für gezielte Stressprävention sowie für ein systematisches betriebliches Gesundheitsmanagement.
Linkempfehlung
16.11.2015