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Hormonelle Verhütung - Pille oder Spirale?

Bei korrekter Anwendung sind hormonelle Verhütungsmittel sehr zuverlässig und werden auch immer noch sehr häufig angewendet. Der folgende Artikel geht auf die wichtigsten Punkte der häufigsten Methoden ein.

Die Pille – Hormonelle Kontrazeptiva

Pille Verhütung
Hormonelle
Verhütungsmethode
Diese Verhütungsmittel enthalten synthetische Sexualhormone, die in ihrer Wirkung den körpereigenen Östrogenen und Gestagenen ähnlich sind. 

Entweder werden Kombinationen der beiden Hormone oder Einzelpräparate (nur Gestagen = Minipille) verwendet.

Wirkungsart

  • Kombinationspräparat: Verhindert den Eisprung (Ovulationshemmung)
  • Hemmt die Entwicklung der Gebärmutterschleimhaut und verhindert damit die Einnistung des Eis.

Vorteile/Zuverlässigkeit

Die Zuverlässigkeit ist bei der exakten Einnahme sehr hoch (Kombi-Pille: Pearl-Index 0.1, Minipille 0.5).

Kombipräparate helfen einen unregelmässigen Zyklus zu regulieren und schmerzhafte, starke Blutungen zu lindern. Gestagen-Pillen eignen sich für Frauen, die kein Östrogen vertragen.

Nachteile/Nebenwirkungen

  • Tägliche Einnahme
  • Gewichtszunahme
  • Kopfschmerzen und Übelkeit sind möglich
  • Brustspannen
  • Depressive Verstimmungen, Nervosität
  • Verringerte Libido
  • Akne
  • Schmerzen im Bauch
  • Übelkeit
  • Erhöhtes Thromboserisiko bei Raucherinnen ab 35
  • Zwischenblutungen
  • Bei Gestagen-Pille (Minipille) sehr genaue Einnahme erforderlich (auf 3 Stunden genau).

Risiken

In den letzten Jahren ist die "Pille" vermehrt in die Schlagzeilen geraten. Die "International Agency for Cancer Research" (IACR) Arbeitsgruppe der WHO fasste 2005 zusammen, dass orale Verhütungsmittel auf Östrogen-/ Gestagen-Basis krebsfördernd sind. Auch zehn Jahre nach Absetzen der Pille ist das Risiko für Brustkrebs und Gebärmutterhalskrebs immer noch leicht höher als bei Frauen, die nie die "Pille" genommen haben. Nur das Risiko für Gebärmutterkrebs und für Eierstockkrebs war etwas geringer. Studien zeigten ausserdem, dass durch die langjährige Einnahme der "Pille" das Risiko für Herz-Kreislauf- und Stoffwechselerkrankungen erhöht ist.

Wann darf die Pille nicht genommen werden?

Bei folgenden Erkrankungen oder Situationen sollte die Pille nicht genommen werden oder ist zumindest starke Vorsicht geboten:

  • Diabetes
  • Hypertonie
  • Lipidstoffwechselstörung
  • Starkes Übergewicht (Adipositas)
  • Blutgerinnungsstörungen
  • Migräne
  • Krebs
  • Rauchende Frauen über 35
  • Leber- und Gallenblasenprobleme

Hormonspirale

Wirkungsart

Verhütung Hormonspirale
Hormonspirale
Die Spirale gibt täglich geringe Mengen des Gelbkörperhormons Levonorgestrel ab. Dadurch verdickt sich der Schleim und bildet einen Schleimpfropfen vor dem Gebärmutterhals, welchen die Spermien nicht durchdringen können.

Ausserdem wird der monatliche Aufbau der Gebärmutterschleimhaut stark vermindert, dadurch kann sich das Ei schlecht einnisten.

Zuverlässigkeit

Sehr hohe Zuverlässigkeit (Pearl-Index 0.2) während 5 Jahren.

Vorteile

Frau muss nicht mehr an die Verhütung denken. Nach anfänglichen Zwischenblutungen wird die Monatsblutung eher schwächer und verkürzt.

Nachteile/Risiken

Vor allem in den ersten paar Monaten kann es zu Zwischenblutungen kommen. Die Lage der Spirale muss alle 3-6 Monate mit Ultraschall kontrolliert werden. Spiralen haben den Nachteil, dass sie ausgestossen werden können.

Mögliche Nebenwirkungen

  • Depressive Verstimmungen, Nervosität
  • Verringerte Libido.
  • Gewichtszunahme
  • Kopfschmerzen
  • Brustspannen
  • Akne
  • Schmerzen im Bauch
  • Übelkeit

Die Drei-Monatsspritze

Wirkungsart

Drei-Monats-Spritze
Die Drei- Monatspritze
Die Drei-Monats-Spritze (auch Depot-Spritze) ist ein Gestagenpräparat, das wie die Mini-Pille die Reifung des Eies unterdrückt.

Vorteile/Zuverlässigkeit

Frau muss nur alle drei Monate an die Verhütung denken. Die Sicherheit ist optimal (Pearl Index 0.3).

Nachteile/Risiken

Es kann zu Schmier- und Zwischenblutungen kommen. Häufig sind auch: Kopfschmerzen, Nervosität, Schwindel, Depressionen, Aknebildung. Vorübergehend ist mit Übelkeit und stärkerer Gewichtszunahme zu rechnen. Auf Grund der hohen Hormonmenge wird die Drei-Monatsspritze von vielen Frauen schlecht ertragen. Auch das Spritzen in den Gesässmuskel ist nicht "Jederfraus-Sache".

Ein weiterer negativer Punkt ist, dass die Fruchtbarkeit nach Absetzen der Hormonspritzen für längere Zeit, manchmal bis zu einem Jahr, nicht wieder hergestellt ist. Für eine vorübergehende Verhütung ist die Drei-Monatsspritze demnach nicht geeignet.

Hormonimplantat (Hormonstäbchen)

Hormonimplantat
Hormonimplantat
Lage und Grösse
Bei dem Hormonstäbchen handelt es sich um ein ca. streichholzgrosses, biegsames und gutverträgliches Stäbchen aus Kunststoff. Es enthält das Hormon Gestagen.

Der Arzt pflanzt das Stäbchen in die Unterhaut an der Innenseite des Oberarmes ein. Danach setzt die Verhütung sofort ein: täglich gibt das Stäbchen geringe Dosen des Hormons frei. Die Verhütung ist  danach für drei Jahre sichergestellt.

Wirkungsart

Das freigesetzte Gestagen wirkt ähnlich wie die Pille: es hemmt den Eisprung und reduziert den Aufbau der Gebärmutterschleimhaut. Die Monatsblutung kann wie bei der Pille regelmässig bleiben oder schwächer und kürzer werden. Innerhalb weniger Wochen nach Entfernung des Hormoninplantat ist die Empfängnisfähigkeit wieder hergestellt.

Sicherheit/Zuverlässigkeit

Studien haben gezeigt, dass Implanon ein sehr sicheres Verhütungsmittel ist. Es gibt keine 100%-ig sichere Verhütungsmethode, aber das Hormonstäbchen gehört zu den zuverlässigsten.

Vorteile

Das Stäbchen eignet sich für Frauen, die:

  • eine zuverlässige Verhütung über 3 Jahre möchten (wobei das Verhütungsmittel jederzeit wieder entfernt werden kann)
  • Östrogene nicht vertragen

Risiken/Nachteile

  • Regelmässige Kontrollen beim Gynäkologen
  • Veränderung der Periode (kann unregelmässig werden, ganz ausbleiben oder stärker werden
  • Vereinzelt treten Akne (wobei andere über eine Verbesserung berichten), Kopfschmerzen, Spannungsgefühl der Brust, Depressionen, Gewichtszunahmen auf
  • Die Verhütung kann nicht spontan und selber aufgehoben werden
  • Verglichen mit anderen Produkten ist es relativ teuer
  • In Kombination mit Rauchen steigt das Thromboserisiko

Homon-/Verhütungspflaster

Verhütungspflaster
Verhütungs-Pfalster
Das Pflaster wird am ersten Tag der Menstruation auf eine saubere, trockene Hautstelle aufgeklebt (es eignen sich das Gesäss, der Bauch, Aussenseite des Oberarmes, Oberkörper).

Gut aufgeklebt hält das Pflaster eine Woche; danach muss es ausgewechselt werden. Wichtig: immer andere Stellen suchen, nie zwei Pflaster tragen.

Wirkungsart

Das Hormonpflaster enthält – wie die Kombinationspille – die Hormone Östrogen und Gestagen. Die durch die Haut abgegebenen Hormone verhindern den Eisprung sowie das Einnisten des Eis. Zusätzlich wird die Gebärmutter-Schleimhaut eingedickt, was das Eindringen der Samen verhindert.

Das Pflaster wird am 1. Tag der Monatsblutung angeklebt. Nach einer Woche muss das Pflaster gewechselt werden. Ab dem 22. Zyklustag – in der 4. Woche – wird während einer Woche kein Pflaster getragen. In der pflasterfreien Zeit sollte die Blutung erfolgen. Ein neues Pflaster wird nach 7 Tagen aufgeklebt, auch wenn die Blutung noch nicht fertig ist. Um den Verhütungsschutz zu gewährleisten, darf nicht länger als 7 Tage gewartet werden.

Sicherheit

Wenn die Verhütungsmethode exakt eingehalten wird, ist die Sicherheit hoch (Hersteller reden von einem Pearl-Index 0.7 bis 0.9).

Vorteile

Das Hormonpflaster gilt als sichere Verhütungsmethode und eignet sich auch für sportliche Frauen; die Haftung des Pflasters verträgt einiges. Sie eignet sich für Frauen, die die Pille nicht einnehmen wollen oder sie nicht vertragen. Falls sich das Pflaster lösen sollte, oder Frau vergisst nach der pflasterfreien Zeit eines zu kleben,bleibt der Verhütungsschutz noch mindestens 24 Stunden bestehen. Das Pflaster schützt auch während einer Magen-Darmgrippe, da die Hormonaufnahme über die Haut erfolgt.

Nachteile/Risiken

  • Häufige Nebenwirkungen sind: unregelmässige Blutungen, Kopfschmerzen, Brustspannen, Hautreaktionen lokal oder Übelkeit
  • Einige Studien weisen auf ein erhöhtes Risiko für Thromboembolien hin; Rauchen sollte demnach sofort eingestellt werden

Wann darf kein Hormonpflaster benützt werden?

  • Bei bestehenden oder vorausgegangen Thrombosen
  • Abnorme Blutungen wie Schmier- und Zwischenblutungen
  • Bei starker Periode
  • Brustkrebs
  • Migräne mit Aura
  • Lebererkrankungen
  • Bulimie
  • Bei chronischen Darmentzündungen

Intrauterinpessar, Kupferspirale

Diese Verhütungsmethode enthält keine Hormone.

In der Alltagssprache wird das Intrauterinpessar auch als (Kupfer)Spirale bezeichnet. Das Intrauterinpessar (IUP) wird vom Arzt in die Gebärmutterhöhle gelegt (intra uterin). Dies geschieht während einer Periodenblutung. Der Sitz wird im Nachhinein mit einer Ultraschalluntersuchung kontrolliert.

Ein IUP kann zwischen 3-5 Jahren in der Gebärmutter belassen werden, ist also eher für die längerfristige Verhütung geeignet.

Die Spirale kann jederzeit wieder entfernt werden, der Arzt zieht sie am Rückholfädchen wieder heraus.

Wirkungsart

Die Wirkungsweise ist bis heute noch nicht eindeutig geklärt. Vermutet wird, dass durch das Kupfer der Spirale und der entstehenden Entzündungsreaktion der Schutz gewährleistet ist. Ähnlich wie bei der Kupferkette /link werden Kupferionen abgegeben, die empfängnisverhütend wirken, da heisst, sie schränken die Beweglichkeit der Spermien und der Eizelle ein. Damit wird den Spermien die Fähigkeit genommen, das Ei zu befruchten.

Sicherheit

Der Pearl-Index von Kupferspiralen liegt zwischen 0.9 und 3 - je nach Hersteller.

Nachteile/Risiken

Die Hormonspirale eignet sich nicht für Frauen, die:

  • Noch nie geboren haben
  • Unter starken Menstruationsblutungen leiden
  • Unter anderen starken Menstruationsbeschwerden leiden
  • Unter Anämie (Blutarmut) leiden

Nebenwirkungen

  • Unterleibsentzündungen, insbesondere bei wechselnden Partnern
  • Durch Muskelkontraktionen kann die Spirale ausgestossen werden; dieses Risiko ist bei Frauen, die noch nie geboren haben grösser.

Pearl-Index (PI)

*Pearl-Index = Zahl der ungewollten Schwangerschaften von 100 Frauen in einem Jahr. Mit diesem Index wurde ein einheitliches Mass hergestellt, das die Sicherheit der Verhütung darstellt; d.h. je tiefer der Pearl-Index, desto höher die Zuverlässigkeit, vor einer Schwangerschaft geschützt zu sein.

Wichtig: Der Pearl-Index zeigt die Zuverlässigkeit nur bei der exakten und vorschriftsmässigen Anwendung des Verhütungsmittels.

Mehr zum Thema:

  • Hormonfreie Verhütung
  • Gesamtübersicht der verschiedenen Verhütungsmethoden, den Vor- und Nachteilen sowie der Verlässlichkeit der einzelnen Methoden.
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Doris Zumbühl

Doris Zumbühl ist diplomierte Medizinische Praxisassistentin. Sie verfügt über mehrere Weiterbildungen in den Bereichen Journalismus, IT und Bildbearbeitung.
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