Hormonersatztherapie: Krebsrisiko bleibt trotz Hormonstopp
Im Jahr 2002 wurde die weltweit grösste Studie zur Hormonersatztherapie nach den Wechseljahren (WHI) gestoppt. Forscher analysierten die Daten von damaligen Teilnehmerinnen, drei Jahre nach Abbruch der Hormonbehandlungen.
16'608 Teilnehmerinnen im Alter zwischen 50 und 79 Jahren erhielten damals entweder eine kombinierte HRT (Oestrogen plus Progesteron) oder ein Scheinmedikament (Placebo).
Nach 5.6-jähriger Studiendauer zeigte sich ein Rückgang der Hüftfrakturen und der Darmkrebserkrankungen. Die Hormoneinnahme bewirkte aber einen Anstieg folgender Risiken: Brustkrebs (um 26%), Risiko für Schlaganfälle (um 41%), Herzinfarkte (um 29%) sowie eine Verdoppelung von Thrombosen und Embolien. Dies waren die Gründe für den Abbruch der Studie. Später wurde auch ein erhöhtes Risiko von Demenzen und kognitiven Störungen festgestellt.
Nach Abbruch der Studie wurden 15'730 dieser Frauen in eine 3-jährige Nachbeobachtungsstudie aufgenommen. In dieser Beobachtungszeit nahmen die Teilnehmerinnen keine Hormone mehr. Die Forscher wollten wissen, ob und wie schnell sich die oben genannten Risiken während der Hormoneinnahme nach Absetzen der Hormone wieder normalisierten.
Trotz Hormstopp bleibt das Krebsrisiko erhöht
Bei den Ex-Hormon-Anwenderinnen kam es zu 343 Herz-Kreislauf-Ereignissen (Schlaganfälle, Thrombosen oder Herzinfarkte); in der Placebo-Gruppe waren es 323. Auch bei der Rate der Gesamttodesfälle blieben die Unterschiede klein: 233 bei Frauen mit Hormonbehandlungen, gegenüber 196 die man mit Placebo behandelt wurden.
Das Krebsrisiko hingegen blieb auch nach dem Absetzten der Hormontherapie weiterhin erhöht: 281 Krebsfälle in der Ex-Hormongruppe, aber nur 218 in der Placebo-Gruppe. Speziell bei den Brustkrebserkrankungen war der Unterschied weniger deutlich ausgeprägt: 79 Brustkrebserkrankungen wurden bei den Ex-Hormon-Anwenderinnen verzeichnet; in der Placebo-Gruppe waren es 60.
Die präventive Wirkung gegen Knochenbrüche wegen Osteoporose – die als stärkstes Argument für die HRT galt - sowie der Schutz gegen Darmkrebs gingen nach Absetzen der Hormontherapie relativ schnell zurück.
Fazit der Autoren: Drei Jahre nach Absetzen der kombinierten Hormonersatztherapie zur Vorbeugung von Osteoporose nach den Wechseljahren, normalisierte sich das erhöhte Risiko für Herzkreislauferkrankungen wieder; das Krebsrisiko hingegen blieb bestehen.
Auch wenn die Risiken einer HR-Therapie insgesamt nicht sehr hoch sind, sehen die Forscher kein stichhaltiges Argument für eine längerfristige kombinierte Hormontherapie nach den Wechseljahren, ausser sie dient der Beschwerdebehandlung.
10.03.2008