Mammographie: Zunehmend harmlose Tumoren aufgespürt
Seit der Einführung des Brustkrebs-Früherkennungsprogramms in den USA werden mittels Mammographie immer häufiger Tumore mit einem sehr geringen Risiko zu metastasieren gefunden. Die Rate solcher sogenannten "low risk" Tumore ist insbesondere bei Frauen nach den Wechseljahren um bis zu 30% gestiegen, schreiben Amerikanische Brustkrebs-Experten.
Allerdings sei die Zahl der bösartigen Tumore mit Lymphknotenbefall nicht zurückgegangen, berichtet die Studienleiterin von der Universität von Kalifornien in San Francisco.
Eine mögliche Erklärung sei die zunehmende Feststellung von Tumoren mit guten Prognosen, die nicht oder erst zu einem späten Zeitpunkt metastasieren, so die Forscher.
Seit 2007 wird in den USA und in den Niederlanden ein Gentest (MammaPrint-Test) eingesetzt, der anhand 70 Genen eine gewisse Prognose über die Wahrscheinlichkeit erlaubt, ob ein entdeckter Tumor in den nächsten Jahren Ableger (Metastasen) bilden wird. In früheren Untersuchungen bei 78 Frauen mit einem "ultra-low"-Tumor (sehr geringes Risiko zu metastasieren), ist es bei keiner Frau innerhalb von 5 Jahren zu Ablegern gekommen.
Für die aktuelle Studie wendeten die Forscher den MammaPrint-Test retrospektiv auf zwei Gruppen aus den Niederlanden an. Bei der ersten Gruppe war in den Jahren 1984 bis 1992 Brustkrebs diagnostiziert worden – also in einer Zeit wo die Mammographie noch nicht als Früherkennungsprogramm angewendet wurde. Die zweite Gruppe erhielt die Diagnose Brustkrebs in den Jahren 2005 bis 2006, als das Programm eingeführt worden war.
In der Altersgruppe 49-60jährig (also bei Frauen nach den Wechseljahren) wurde eine Verschiebung hin zu günstigeren MammaPrint-Ergebnissen gesehen: Die Zahl der "ultra-low-Risk"-Tumore war von 10 bis 30% gestiegen. Bei Frauen vor den Wechseljahren fand kein solcher Anstieg statt.
Das bedeute aber nicht, dass "harmlose Tumore" häufiger festgestellt würden. Noch könne jeder Tumor früher oder später Ableger machen. Dennoch sind sich die Forscher sicher, dass mit dem Test ein möglicher Ansatzpunkt für eine individuelle Brustkrebstherapie geschaffen sei: Einigen Frauen könnten damit möglicherweise belastende Operationen erspart bleiben.
Nächstes Ziel der Forscher ist, diese Ergebnisse im Rahmen des Athena Breast Health Network, das in Kalifornien mehr als 150’000 Frauen betreut, zu bestätigen.
17.01.2012