Wechseljahre: Sind die Hormone doch nicht an Beschwerden schuld?
Wechseljahrbeschwerden entstehen insbesondere infolge Verringerung der Östrogenbildung - das galt bis heute. Einer Studie des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus Dresden zufolge muss diese These relativiert werden.
Frauen ab dem 40. Lebensjahr – einige bereits vorher – leiden häufig unter wechselnden Beschwerden, die zu den Wechseljahrbeschwerden gezählt werden.
Dazu gehören zum Beispiel Symptome wie Schlafstörungen, depressive Verstimmungen, Nervosität, Kopfschmerzen, Muskelbeschwerden, Gewichtszunahme, Scheidentrockenheit, Libidoverlust etc. Ein ebenfalls häufiges Symptom sind die Hitzewallungen. Bis anhing ging man davon aus, dass sämtliche Wechseljahrbeschwerden aufgrund des stärker werdenden Östrogenmangels entstehen.
Forscher des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus Dresden (Klinik und Poliklinik für Psychosomatik und Psychotherapie) wollten nun genauer wissen, welche Wechseljahrbeschwerden vor oder nach der Menopause - auch Klimakterium - tatsächlich auf die Hormonumstellung zurückzuführen sind. Im Jahr 2014 befragten sie deshalb Personen im Alter zwischen 14 bis 95 Jahren (1‘400 Frauen, 1‘200 Männer) zu körperlichen Beschwerden.
Was sind Altersbeschwerden, was sind Wechseljahrbeschwerden?
Es zeigte sich, dass körperliche Beschwerden sowohl bei den Männern als auch bei den Frauen mit dem Alter zunehmen. Aber: Rund die Hälfte der Studienteilnehmerinnen zwischen 45 und 59 Jahren beklagten sich über gar keine Beschwerden.
Wie auch von anderen Frauen bekannt, beschrieben die Studienteilnehmerinnen insbesondere Hitzewallungen und Schweissausbrüche als typische Wechseljahrbeschwerde. Ab dem 60. Lebensjahr wurde zudem oft über Scheidentrockenheit geklagt – dies sei jedoch als alterungsbedingte Beschwerde anzusehen, so die Forscher in ihrer Pressemitteilung. Für psychische Symptome wie Ängstlichkeit, depressive Zustände, Reizbarkeit etc. hingegen fanden die Forscher keinen altersbedingten Zusammenhang. Einkommen, Bildungstand, Partnerschaft, Berufsausübung sowie die Möglichkeit der Selbstbestimmung im Leben hätten einen grösseren Einfluss auf die Gesundheit.
Hormone nur im Notfall
Die Expertin Frau Prof. Weidner vom Uniklinikum Carl Gustav Carus Dresden rät davon ab, den Lebensabschnitt rund um die Menopause – also die Wechseljahre - als krankhaft zu bezeichnen und allfällige Beschwerden sofort mit Hormonen zu behandeln. Nur bei schweren Beeinträchtigungen und dort wo Verhaltensveränderungen nichts bringen solle eine zeitlich begrenzte Hormontherapie in Erwägung gezogen werden. Alle Beschwerden in dieser Veränderungssituation sollten individuell auf die Frau abgestimmt behandelt werden, so Weidner.
15.04.2015