Zecken-Borreliose wesentlich häufiger als bisher angenommen
Die Gefahr, die von den Zecken ausgeht, wird unterschätzt. Die Lyme-Borreliose-Erkrankungen in der Schweiz sind bis vier Mal höher als bisher offiziell angenommen.
Dies geht aus einem Bericht hervor, der im Bulletin 22/10 des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) veröffentlicht wurde. Im Meldejahr 2008 ergab die Hochrechnung rund 12'000 Fälle aufgrund der im Sentinella-Meldesystem erhobenen Borreliose-Erkrankungen. Im 2009 waren es 8'900 Erkrankungen. Bisher wurden die Neuerkrankungen vom BAG auf lediglich 3'000 Fälle geschätzt.
Lyme-Borreliose ist eine Infektionskrankheit. Sie kann jedes Organ, das Nervensystem, die Gelenke und das Gewebe befallen. Im Gegensatz zu der ebenfalls durch Zecken hervorgerufenenen FSME-Hirnhautentzündung gibt es gegen die Borreliose keine Impfung. Sie ist mit Antibiotika behandelbar, wenn sie bei entsprechenden Symptomen frühzeitig erkannt wird. Man sollte Zeckenbefall vermeiden, sich absuchen, allfällige Zecken rasch entfernen und auf Symptome achten. Die Borreliose ist heimtückisch, weil die Wanderröte als typisches Zeichen im Frühstadium nicht bei allen Erkrankten auftritt. Die Beschwerden der späteren Stadien können sich erst nach Wochen, Monaten oder gar Jahren bemerkbar machen. Die Borreliose in späteren Stadien ist schwierig zu diagnostizieren, unter anderem aufgrund der unzuverlässigen Antikörper-Tests.
Borreliose-Betroffene, die sich an die Liga für Zeckenkranke Schweiz und die GesprächspartnerInnen der Selbsthilfegruppen wenden, beklagen hauptsächlich eine schlechte medizinische Versorgung. Diejenigen, die nicht diagnostiziert werden oder nach der Therapie nicht gesunden, leiden vor allem unter massiven körperlichen, geistigen und psychischen Leistungseinbussen sowie chronischen Schmerzen. Hinzu kommt häufig das Unverständnis des persönlichen Umfelds, des behandelnden Arztes sowie der Versicherungen für die Leiden der Betroffenen.
09.06.2010