Akupunktur bei Übelkeit nach Narkose
Heidelberger Forscher haben die Wirksamkeit der Akupunkturtherapie bei Übelkeit nach einer Narkose bewiesen.
Übelkeit und Erbrechen nach Narkose werden von 30 bis 70 Prozent der Patienten erlebt und als sehr belastend empfunden. Zudem verlängern diese Beschwerden oft einen Krankenaufenthalt.
Medikamente können zwar vorbeugend wirken, jedoch zum Teil unter erheblichen Nebenwirkungen. Akupunktur wurde schon länger in der Komplementärmedizin bei Übelkeit und Erbrechen angewandt. Genau hier setzten die Wissenschaftler an.
Eine Lösung dieses Problems hatten Forscher der Heidelberger Universität vor einigen Jahren bereits entwickelt. Mit einer Placebo-Akupunktur-Nadel simulierten sie einen Akupunkturstich, ohne die Haut zu durchstechen. An 60 freiwilligen Probanden haben die Heidelberger Wissenschaftler die „Placebo-Akupunktur“ getestet. Dabei zeigte sich, dass ein echter Akupunkturstich so simuliert werden konnte, dass keiner der Probanden bemerkte, dass er eigentlich gar nicht gestochen worden war.
„Mit der Placebo-Nadel können wir nun die Wirksamkeit der Akupunktur bei verschiedenen Krankheiten und Beschwerden überprüfen“, erläutert Dr. Streitberger, Mediziner an der Heidelberger Universität. Dazu gehören auch Übelkeit und Erbrechen nach einer Narkose, die bei 30 bis 70 Prozent der Patienten als Folge der Anästhetika auftreten. Die Akupunktur könnte hier ein wichtige Alternative oder Ergänzung werden.
Die Heidelberger Ärzte setzten die Akupunktur-Nadeln in dem auf dem Unterarm zwei Daumenbreit von der Handgelenksfalte entfernt gelegenen Akupunktur-Punkt P6 ein, die Placebo-Nadeln wurden 1 cm entfernt davon plaziert um mögliche Akupressureffekte zu vermeiden. Insgesamt 220 Patientinnen, die keinerlei Medikamente gegen Übelkeit oder Erbrechen vor der Operation erhielten, wurden durch eine Zufallsverteilung den beiden Gruppen zugeordnet.
Etwa die Hälfte der Patientinnen mit oder ohne Akupunktur klagten über Übelkeit und/oder Erbrechen. Allerdings war bei einer Untergruppe, die sich einer Unterleibsoperation unterzogen hatte, ein vorbeugender Effekt der Akupunktur zu erkennen, während dies bei Patientinnen mit Brustoperationen nicht der Fall war.
Erbrechen alleine betrachtet konnte durch Akupunktur eindeutig vermindert werden. Überraschend war das Ergebnis, dass die Akupunktur genauso wirkte, wenn sie nach der Beginn der Narkose angewandt wurde.
Die wissenschaftliche Überprüfung der Wirksamkeit von Akupunktur ist im Vergleich zur Medikamenten-Testung schwierig. Wie lässt sich ausschliessen, dass Akupunktur allein durch den Placebo-Effekt, also die Erwartungshaltung von Patient und Arzt, wirkt? Selbst wenn die Nadeln bei Kontrollpersonen an Stellen gesetzt werden, die der spezifischen Krankheit nicht zugeordnet sind, können unspezifische Effekte nicht ausgeschlossen werden.
Die Studie wurde in der Fachzeitschrift „Anaesthesia“ veröffentlicht.
25.02.2005