Akupunktur gegen Kreuz- und Knieschmerzen
Erstmalig beweist eine deutsche Untersuchung, den therapeutischen Erfolg von Akupunktur- und TCM-Behandlungen bei Kreuz- und Knieschmerzen.
Das sind die ersten Ergebnisse der weltweit grössten Studien zur Wirksamkeit der Akupunktur, gerac (German Acupuncture Trials): Kreuz- und Knieschmerzpatienten verspüren eine deutliche Verbesserung mit Akupunkturbehandlungen.
Methode
Je über 1’000 Patienten mit länger als sechs Monate dauernden Kreuz- bzw. Knieschmerzen nahmen an den beiden kontrollierten Studien teil. Dabei wurden drei verschiedene Methoden angewendet: TCM-, Sham-Akupunktur oder Standardtherapie.
Die Teilnehmer der Akupunktur-Gruppen erhielten zehn bis 15 Behandlungen binnen sechs bzw. zwölf Wochen. Falls notwendig, waren Schmerzmittel bis zu einem vorher definierten Höchstmass erlaubt. Nicht erlaubt waren Zusatztherapien wie Spritzen oder bei Kreuzschmerzen Krankengymnastik.
Resultat
- Akupunktur nach TCM-Regeln: bei 71.1% der Patienten wurde Schmerzlinderung und Funktionsverbesserung festgestellt.
- Sham-Akupunktur: bei 57.6% ebenfalls Schmerzlinderung und Funktionsverbesserung
Durch Einberechnen von nicht erlaubten Zusatztherapien wie Krankengymnastik oder Spritzen, die durch Telefoninterviews erfasst wurden, sanken die Erfolgsraten auf 47,6 Prozent für die Akupunktur nach TCM-Regeln, 44,2 Prozent für die Sham-Akupunktur und nur 27,4 Prozent für die Standardtherapie.
"Der über sechs Monate nachweisbare Erfolg von Akupunktur führte zu einem geringeren Verbrauch an Medikamenten und weiteren Therapieformen im Nachuntersuchungszeitraum als unter Standardtherapie", so gerac-Teilstudienleiter Michael Haake von der Orthopädische Klinik der Universität Regensburg.
Ähnlich sehen die Ergebnisse drei Monate nach Behandlungsende für die Teilstudie Kniegelenksverschleiss aus. Dort erzielte die TCM-Akupunktur eine Erfolgsrate von 51%, die Sham-Akupunktur 48% und die mit der konventionellen Standardtherapie nur 28%.
Auffallend ist, dass es auch hier keine merklichen Unterschiede zwischen den Effekten der TCM- und der Sham-Akupunktur gibt, berichten die Forscher. Die Auswahl der Akupunkturpunkte sowie die spezifische Stichtechnik scheint somit keinen wesentlichen Einfluss auf den Therapieeffekt zu haben.
Die Studie sollte nun als Grundlage für die Beratungen zur Aufnahme in den Leistungskatalog der Krankenkassen dienen. In Deutschland führen etwa rund 17 Prozent aller niedergelassenen Mediziner Akupunktur bei verschiedenen Erkrankungen durch.
"Die vergleichbar hohe Wirksamkeit der TCM- und der Sham-Akupunktur wirft jedoch weitere Fragen auf, ohne dass der beobachtete Effekt aus den vorhandenen Ergebnissen erklärt werden kann", meint Teilstudienleiter Hanns-Peter Scharf von der Orthopädischenn Klinik der Universität Heidelberg. Weitere Studien wären hierzu notwendig, meint der Experte.
25.02.2005