Akute Mittelohrentzündung beim Kind: Antibiotika helfen nicht immer
Die akute Mittelohrentzündung kommt im Kindsalter häufig vor. Forscher belegen nach einer Studiendurchsicht, dass die Ohrspiegelung ein gutes Diagnosemittel ist und Antibiotika zwar besser wirken als Placebo, aber mit mehr Nebenwirkungen behaftet sind.
Sie fanden 135 Studien mit den erforderlichen Kriterien. Folgende Kriterien waren für die Diagnose einer akuten Mittelohrentzündung am aussagekräftigsten: Vorgewölbtes Trommelfell sowie Rötung des Trommelfells bei der Ohrspiegelung (Otoskopie).
Es zeigte sich, dass durch die Pneumokokkenimpfung die Zahl der Mittelohrentzündungen durch das Bakterium Streptokokkus pneumoniae sank; dafür stieg die Anzahl der Mittelohrentzündungen durch das Bakterium Haemophilus influenzae. Dieses Bakterium ist verantwortlich für schwerste bakterielle Infektionen in den ersten fünf Lebensjahren.
Ein kurzzeitiger Behandlungserfolg konnte durch die sofortige Verabreichung von Antibiotika erreicht werden – 73% konnten rasch geheilt werden; im Vergleich dazu waren es bei Placebo nur 60%. Nebenwirkungen wie Nesselfieber oder Durchfall traten unter Antibiotika bei 5% der Fälle auf; unter Placebo bei 3%.
In zwei von vier Studien war die sofortige Antibiotika-Therapie erfolgreicher als jene, die erst später begonnen wurde (verzögerte Therapie). Zwischen den verschiedenen Antibiotika waren keine deutlichen Unterschiede nachweisbar; Daten zu Resistenzen nach Langzeitbehandlungen gab es nicht.
Fazit der Autoren: Die Otoskopie (Ohrspiegelung) bleibt zur Diagnose der akuten. Mittelohrentzündung beim Kind das Diagnosemittel der ersten Wahl.
Die Einführung der Pneumokokkenimpfung beim Säugling hat die Gesamtzahl der Fälle von akuten Mittelohrentzündung nicht gesenkt; es gab eine Verschiebung bei den Verursacher-Erregern. Antibiotika scheinen zwar besser zu wirken als Placebo, dafür ist die antibiotische Therapie mit mehr Nebenwirkungen behaftet.
22.11.2010