Alkoholiker - meist unauffällig und selten in Behandlung
Eine Umfrage in den USA lässt vermuten, dass die Zahl der Alkoholiker weitaus grösser ist als bisher angenommen. Der Grund: viele Trinker sind ansonsten unauffällig und suchen daher selten professionelle Hilfe auf. Nur jeder Vierte begibt sich jemals in Behandlung.
An der Umfrage nahmen 1'484 Personen mit bekannter Alkoholabhängikeit teil.
Ziel der Umfrage war es, die verschiedenen Trinkertypen anhand bestimmter Merkmale zu beschreiben, um die Alkohlkrankheit besser zu verstehen und dadurch Behandlung und Prävention zukünftig optimieren zu können.
Die Teilnehmer wurden zu verschiedenen Eigenschaften wie Alter bei Beginn des Alkoholkonsums, Alkoholiker in der Familie, psychiatrische Begleiterkrankungen oder Gebrauch anderer Drogen befragt.
Gemäss der Umfrage können 5 verschiedene Trinkertypen unterschieden werden:
Der junge erwachsene Trinker
Dieser Typ stammt selten aus einer Alkoholikerfamilie, nimmt selten andere Drogen ein und hat keine psychischen Begleiterkrankungen. Dieser Typ sucht wegen der Abhängigkeit selten professionelle Hilfe auf. Dieser Typ machte 31 Prozent der befragten Alkoholiker aus.
Der junge antisoziale Trinker
Dieser Typ ist Mitte zwanzig und hat bereits früh mit dem Trinken begonnen. Mehr als die Hälfte stammt aus einer Alkoholikerfamilie. Etwa die Hälfte dieser Trinker hat eine bekannte antisoziale Persönlichkeitsstörung und viele leiden unter anderen psychischen Erkrankungen wie Depressionen oder Angststörungen. Viele rauchen Zigaretten oder Marihuana und sind auch Kokain- oder Opiatabhängig. Mehr als ein Drittel dieser Personen suchen wegen der Alkholprobleme professionelle Hilfe auf. Dieser Typ machte 21 Prozent der befragten Alkoholiker aus.
Der funktionelle Trinker
Dieser Typ ist Mitte dreissig und ist oft gut gebildet. Er ist mit Familie und stabilem Arbeitsverhältnis in der Gesellschaft integriert. Etwa ein Drittel stammt aus einer Alkoholikerfamilie, ein Viertel hat eine depressive Erkrankung, etwa die Hälfte ist Raucher. Dieser Typ machte 20 Prozent der befragten Alkoholiker aus.
Der intermediäre familiäre Trinker
Etwa die Hälfte dieses meist etwas älteren Trinkertyps stammt aus einer Alkoholikerfamilie über mehrere Generationen. Etwa die Hälfte leidet an einer Depression und 20 Prozent leiden an einer manisch-depressiven Erkrankung. Die meisten rauchen Zigaretten und jeder fünfte hat Probleme mit Kokain oder Marihuana. Nur 25 Prozent in dieser Gruppe haben wegen ihrer Alkoholprobleme schon einmal professionelle Hilfe aufgesucht. Dieser Typ machte 19 Prozent der befragten Alkoholiker aus.
Der chronische schwere Trinker (klassische Alkoholiker)
Mit etwa 9 Prozent der seltenste Typ. Diese Trinker sind zumeist mittleren Alters, haben früh mit dem Trinken begonnen und Alkoholprobleme entwickelt. Sie zeigen sehr häufig eine ausgeprägte antisoziale Persönlichkeitsstörung. Fast 80 Prozent kommen aus Alkoholikerfamilien. Diese Trinker haben sehr häufig andere psychiatrische Erkrankungen wie Depressionen, manisch-depressive Erkrankungen oder Angststörungen. Sie rauchen häufig und konsumieren oft Marihuana, Kokain oder Opiate. Zwei Drittel dieser Patienten suchen wegen ihrer Alkoholprobleme professionelle Hilfe auf und sind somit am häufigsten in den Behandlungszentren zu finden.
06.07.2007