Alkoholismus: Alkoholentzug beim Kranken senkt berufliche Absenzen der Angehörigen
Die Auswirkungen von Alkoholerkrankungen auf Partner und Familienmitglieder eines Erkrankten werden als hoch eingeschätzt - genaue Zahlen gab es bis dahin aber nicht. Eine Studie versuchte nun, die negativen Auswirkungen auf den Job der Angehörigen aufzuzeigen. Zusätzlich wurde der Einfluss des Beginns einer Entzugsbehandlung auf deren Arbeit eruiert.
Die Studie versuchte, Produktivitätsverluste, Karriereverzicht und psychosoziale Unterstützungsleistungen von Angehörigen mit einem alkoholabhängigen Familienmitglied zu beziffern und die Einflüsse darauf durch Aufnahme einer Entzugsbehandlung zu untersuchen.
48 Angehörige von alkoholabhängigen Patienten wurden zu beruflichen Absenzen und psychosozialen Unterstützungsleistungen drei Monate vor und zwölf Monate nach Beginn der Entzugsbehandlung des Suchtkranken befragt.
62.5% der Angehörigen gingen einer Arbeit nach. 12.5% gaben an, wegen der Alkoholabhängigkeit des Familienmitglieds auf die eigene berufliche Karriere oder einen beruflichen Aufstieg verzichtet zu haben. 39.6% der Angehörigen gaben an, vor Beginn der Entzugsbehandlung beruflich eingeschränkt gewesen zu sein. Im Zeitraum von 3 Monaten vor Behandlungsbeginn lag die berufliche Einschränkung im Schnitt bei 4.3 Fehltagen und bei 2.8 Tagen 12 Monate nach Behandlungsbeginn. Die Mehrzahl der Fehltage bei den Angehörigen vor der Entzugsbehandlung des Suchtkranken gingen auf das Konto der Überbelastung durch Pflege- oder andere Unterstützungsarbeiten.
Die wirtschaftlichen Belastungen der Gesellschaft und die gesundheitlichen Belastungen der pflegenden Angehörigen eines Alkoholkranken sind erheblich, so das Fazit der Forscher. Dennoch wird dies in der finanziellen Folgeabschätzung des Alkoholismus weitgehend nicht berücksichtigt. Umgekehrt wird die steigende Produktivität (weniger berufliche Absenzen) bei Angehörigen nach Beginn einer Alkoholentzugsbehandlung ebenfalls zum grössten Teil ausser Acht gelassen.
28.08.2014