Allergie-Prävention bei Säuglingen und Kindern
Eltern können ihre Kinder vor der Entwicklung von Allergien schützen, sagen Experten am 5. Deutschen Allergie-Kongress. Stillen, keine Katzen in Familien mit Allergien, Nichtrauchen sowie eine Immuntherapie bei bestehenden Allergien (so genannte Sekundärallergieprävention) gehören zu den wichtigsten Faktoren in der Prävention.
Fachärzte, die sich auf die Behandlung von Allergien spezialisiert haben, sind sich einig: Kinderallergologen können zusammen mit den Eltern verhindern, dass aus Risikokindern allergiekranke Kinder und später Erwachsene mit Allergien werden. Die Prävention müsse aber noch vor Auftreten einer Sensibilisierung beginnen. Gefährdet sind vor allem Kinder, bei denen ein Elternteil oder ein Geschwister unter Allergien leidet.
Zusammengefasste Empfehlungen und Leitlinien zur Allergieprävention:
- Säuglinge bis zum 4. Lebensmonat voll stillen
- Wenn das nicht geht, auf spezielle Säuglingsnahrung (so genannte hydrolisierte) zurückgreifen.
- Beikosteinführung ab dem 5. Lebensmonat
- In Familien mit allergiekranken Mitgliedern auf Haustiere (insbesondere Katzen) verzichten.
- Nitkotinkonsum (aktiv und passiv) während und nach der Schwangerschaft eliminieren und möglichst vermeiden.
- Impfpläne einhalten (siehe Immunsystem stärken – Impfung )
Die Wirksamkeit dieser Massnahmen sind laut Experten gut belegt . Keine Wirksamkeitsbeweise hingegen finden die Experten für das Einhalten von Diäten der Mütter während der Schwangerschaft sowie während der Stillzeit. Im Gegenteil: Restriktive Diäten könnten zu einem Mangel an wichtigen Nährstoffen, Vitaminen oder Mineralien führen. Auch bei Kindern halten die Experten Diäten für sinnlos und gefährlich: diese sollten wirklich nur bei nachgewiesener Nahrungsmittelallergie in Absprache mit dem behandelnden Arzt /Facharzt durchgeführt werden.
Allergievorbeugende Säuglingsnahrung
Für Kinder, welche die ersten vier Lebensmonate nicht voll oder gar nicht gestillt werden können, gibt es die so genannte hypoallergene (HA) Säuglingsnahrung, welche laut den Experten einen grossen Beitrag zur Allergie-Prävention leistet. HA-Nahrung ist auf der Basis von Milchprodukten hergestellt. Die Eiweisse in diesen Produkten werden gespalten (hydrolysiert) und haben so nur noch eine geringe allergene Wirkung.
Belegt wurde diese Behauptung anhand einer Studie:
In der GINI-Studie (German Infant Nutritional Intervention Study) wurden in den Jahren 1995 und 1998 2’252 Neugeborene untersucht, welche entweder gestillt wurden oder andere Nahrung (z.B. Kuhmilch oder hypoallergene Nahrung) erhielten. Es zeigte sich, dass Kinder, die mit Kuhmilch gefüttert wurden, deutlich häufiger an Neurodermitis erkrankten als Kinder, welche hypoallergene Nahrung erhielten. Die Leiterin der Studie, Dr. Andrea von Berg, erhielt für ihre Forschungen im Zusammenhang mit der Allergieprävention mit geeigneter Säuglingsnahrung einen Förderpreis, was darauf hindeutet, dass ihren Ergebnissen grosse Beachtung geschenkt wurde.
Immuntherapie (Allergieimpfung) bei bestehenden Allergien
Kinder, die bereits an Heuschnupfen leiden, können mit einer Immuntherapie davor geschützt werden, ein Asthma bronchiale zu entwickeln. Die allergische Überempfindlichkeit der Nasenschleimhaut kann sich nämlich auf die Bronchien ausweiten. Beim Einatmen von allergieauslösenden Substanzen – zum Beispiel Pollen – reagieren dann nicht nur die Nase und die Augen, sondern auch die Bronchien überempfindlich. Im Fachjargon spricht man dann von einem „Etagenwechsel“. In der Folge verkrampfen sich die Luftwege, die Schleimhaut schwillt an und produziert zähen Schleim, was zu Atemnot und Husten führt. Eine Immuntherapie bei Heuschnupfen kann aber nur der Spezialist (Kinderallergologe) empfehlen und durchführen: Erst muss die genaue Ursache geklärt werden. Die Immuntherapie kann einen allergischen Schnupfen verbessern, manchmal sogar heilen und einen Etagenwechsel verhindern, so die Experten. Bei der Hyposensibilisierung (auch Allergieimpfung genannt) werden kleinste Mengen des Allergens gespritzt, bis das Immunsystem dies toleriert.
Laut Abteilung Dermatologie des Universitätsspitals Zürich dauert diese Hyposensibilisierungstherapie mehrere Jahre und weist bei Pollen- wie auch Insektengiftallergie eine sehr hohe Erfolgsrate (80-90%) auf.
13.09.2010