Allergieimpfung: Schutz vor Folgen von Wespenstichen
Eine Langzeitstudie der Wissenschaftler der John Hopkins University in Baltimore zeigt, dass eine Allergieimpfung Kinder jahrelang vor den Folgen von Wespenstichen schützen kann. Die Wissenschaftler betonen auch, dass sich eine Insektengiftallergie mit den Jahren nicht „auswächst“.
Über einen Zeitraum von rund 20 Jahren wurde die "Allergikerkarriere" von 512 Patienten mit Insektengiftallergie untersucht. Dabei entdeckten die Forscher, dass Patienten, die im Kindesalter eine Insektenallergieimpfung erhalten hatten, auch noch Jahrzehnte später gegen die Folgen von Insektenstichen grösstenteils geschützt waren.
Forscher schätzen, dass mindestens 0.8 Prozent aller Kinder schwere Reaktionen wie Nesselausschlag, Atemnot und Kreislaufkollaps auf Insektenstiche zeigen. Die Dunkelziffer dürfte aber noch wesentlich höher liegen. Alljährliche Berichte über Todesfälle bei Kindern mit Insektengiftallergie sind nur die Spitze der Negativstatistik an akuten Zwischenfällen.
Trotz der nachweislich grossen Gefahr für Allergiker ist die Annahme auch unter den Ärzten verbreitet, dass eine Insektengiftallergie sich "auswächst" und nach der Pubertät von selbst verschwindet. Diese Annahme nahmen die Forscher des John-Hopkins-Allergycenter in Baltimore, USA zum Anlass für eine wissenschaftliche Überprüfung im Rahmen einer grossangelegten Studie.
Gleichzeitig wurde auch die Langzeitwirkung der Spezifischen Immuntherapie für Insektengiftallergiker (SIT) untersucht.
Langzeit-Studie mit Beobachtungszeitraum von 20 Jahren
Als Probanden wurden 1’033 Patienten herangezogen, bei denen zwischen 1978 und 1985 im Kindesalter eine Insektengiftallergie diagnostiziert wurde. 46 % der Gruppe wurde damals mit einer Allergieimpfung behandelt, bei 53 Prozent keine SIT durchgeführt. Zwischen 1997 und 2000 konnten 512 dieser ehemaligen Patienten von den US-Wissenschaftlern kontaktiert und mittels standardisierten Fragebögen über ihren Krankheitsverlauf in den letzten 20 Jahren befragt werden.
Jahrzehnte langer Schutz der Allergieimpfung (SIT)
Von den 512 Studienteilnehmern hatten 43 Prozent zwischen 1987 und 1999 Insektenstiche erlitten. Befragt wurde der Schweregrad der Allergiereaktionen in den einzelnen Gruppen.
Patienten mit einer Allergieimpfung im Kindesalter hatten eine sechsmal geringere Häufigkeit mit mittleren bis schweren Allergiereaktionen auf Insektenstiche zu reagieren, auch noch 10 bis 20 Jahre nach Therapie-Ende. Es zeigte sich also, dass die SIT auch einen langfristigen Nutzen bringt.
Allergien in der Kindheit bleiben bestehen
Die Meinung, dass Insektengiftallergien im Laufe des Erwachsenwerdens von selbst verschwinden, konnten die Wissenschaftler im Rahmen der Studie nicht bestätigen. Die Ergebnisse zeigen, dass bei einigen Patienten ohne Allergiebehandlung die Beschwerden nach Insektenstichen im Laufe der Jahre zwar etwas leichter wurden, jedoch in keinem Fall verschwanden.
Genauso war auch das Gegenteil der Fall: bei sechs Patienten ohne SIT-Behandlung im Kindesalter, die ursprünglich nur leichte systemische Reaktionen auf Insektenstiche hatten, traten im Erwachsenenalter mittelschwere Beschwerden auf.
Der an der Univ. Klinik für Dermatologie und Venerologie der Medizinischen Universität in Graz allergologisch tätige Arzt Dr. Gunter Sturm zum Thema Insektengiftallergie: "Es ist bekannt, dass erwachsene Patienten mit schweren Stichreaktionen in der Vergangenheit ein erhöhtes Risiko für ein erneutes Auftreten von ausgeprägten allergischen Reaktionen nach einem Insektenstich aufweisen. Eine Impftherapie für Kinder, die nach einem Insektenstich neben generalisierten Hautsymptomen auch Kreislauf- und Atemprobleme entwickeln, ist prinzipiell empfehlenswert."
SIT bei Kindern besonders wirksam
Die vorliegenden Studienergebnisse zeigen eindeutig, dass eine bereits im Kindesalter durchgeführte Allergieimpfung gegen Insektengiftallergie, sowohl was die Milderung der Reaktionen als auch die Langzeitwirkung betrifft, klar als positiv bewertet werden kann. Eltern mit Risikokindern sollten diese Therapieform jedenfalls in Erwägung ziehen.
Die Ergebnisse wurden kürzlich im "England Journal of Medicine" publiziert und selbst für Experten überraschend.
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07.03.2005