Antibaby-Pille als Krebsverhüter?
Die Pille steht immer wieder in der Kritik, das Krebsrisiko zu erhöhen. Schottische Forscher wollten wissen, welchen Einfluss die Pille auf Krebserkrankungen nun tatsächlich hat. Dazu untersuchten sie Daten, von 46'000 Frauen.
Ab 1968 - acht Jahre nachdem die Pille auf den Markt kam - hat ein Forscherteam über einen Zeitraum von 36 Jahren, 46'000 Frauen untersucht, die bei Studienbeginn 29 Jahre alt waren. Die Hälfte der Teilnehmerinnen verhütete mit der Pille, die übrigen verzichteten auf diese Verhütungsmethode. Nebst der Pilleneinnahme wurden auch andere Krebsrisikofaktoren mitberücksichtigt, z.B. Alter, Tabakkonsum, erhöhtes genetisch bedingtes Krebsrisiko oder sozialer Status der Frau.
Die Gesundheitsdaten der Frauen wurden sowohl von den Hausärzten als auch vom nationalen Gesundheitsdienst (National Health Service) gesammelt. Bis im Jahr 2004 blieben mehr als 10'000 Teilnehmerinnen bei ihrem jeweiligen behandelnden Arzt. Von diesen Frauen erhielten die Forscher besonders detaillierte Gesundheitsinformationen. Für die restlichen Frauen, waren sie auf die Aufzeichnungen des Krebs- und Sterberegisters angewiesen.
Pille senkt teilweise das Krebsrisiko
Im Vergleich zur Kontrollgruppe (Frauen, die niemals die Pille einnahmen), wies die „Pillengruppe“ kein erhöhtes Krebsrisiko auf. Im Gegenteil, das allgemeine Krebsrisiko war durch die Pille sogar um zwölf Prozent niedriger. Vor allem bei Dickdarm-, Gebärmutter- sowie Eierstockkrebs war die Risikoverminderung zum Teil deutlich. Auf die Häufigkeit von Brustkrebs hatte die Pilleneinnahme keinen wesentlichen Einfluss.
Bei Frauen, die länger als acht Jahre mit der Pille verhüteten, lagen die Daten etwas anders. So stellten die Forscher bei ihnen ein erhöhtes Risiko für Gebärmutterhalskrebs, sowie häufiger Tumore im zentralen Nervensystem fest. Die Forscher sprechen aber trotzdem eher von Vor- als von Nachteilen der oralen Verhütungsmittel gegenüber dem Krebsrisiko.
Aber, so warnen sie, die Ergebnisse dürfen nicht 1:1 auf die heutige Zeit übertragen werden. Im Laufe der Zeit hat sich nämlich nicht nur die Zusammensetzung der Präparate wesentlich verändert, sondern auch andere medizinisch-relevante Faktoren (z.B. Ernährungs- und Umwelteinflüsse, Frauen rauchen häufiger, haben mehr Stress, werden älter etc).
Andere Experten, die die Untersuchungsergebnisse gutheissen meinen, dass der grösste Vorteil der Pille das deutlich reduzierte Risiko an Eierstockkrebs zu erkranken sei. Die Risiken der Pilleneinnahme aber, insbesondere die des Thromboserisikos, dürfen nicht ausser Acht gelassen werden und müssen bei jeder Frau im Voraus geklärt werden.
17.09.2007