Antibiotika gegen Halsschmerzen oft überflüssig
Jährlich werden in der Schweiz mehrere Millionen Franken für Halsschmerzmittel ausgegeben - an zweiter Stelle für Antibiotika. Experten der NEXT-Gruppe prangern einen unsachgemässen Antibiotikagebrauch an und warnen vor Antibiotikaresistenzen.
Das sei aber oft nicht notwendig, sagen Experten der NEXT-Gruppe (Neue Expertenstrategie zur Therapie von Halsschmerzen), der Schweizer Mediziner und Pharmazeuten angehören.
Halsschmerzen verlaufen meist ohne grosse Komplikationen und heilen nach 2-3 Tagen wieder ab. Zur Schmerzlinderung braucht es aber keine Antibiotika-Behandlung, so die Experten. In 80% der Fälle werden Halsschmerzen nämlich durch ein Virus verursacht. Eine Antibiotika-Therapie hilft hier nicht. Antibiotikahaltige Halsschmerzmittel als Lokalbehandlung nützen ebenso wenig, auch wenn der Infekt durch Bakterien verursacht wurde. Denn: Damit die Therapie gegen Bakterien wirkt, müssen Antibiotika in einer bestimmten Dosis entweder geschluckt oder gespritzt werden. Antibiotikahaltige Halsschmerzmittel können deshalb als Therapie nicht empfohlen werden.
Unsachgemässer Gebrauch von Antibiotika fördert Resistenzen
Wird die Antibiotika-Therapie nicht sachgemäss durchgeführt, werden die Bakterien resistent, das heisst die Wirkstoffe töten die Bakterien nicht mehr ab. Resistente Bakterien können sehr lange im Köper verweilen und für einen Infekt verantwortlich werden, der nicht mehr mit einer gängigen Antibiotika-Therapie bekämpft werden kann.
Antibiotika-Resistenzen schaden aber nicht nur dem Einzelnen sondern der ganzen Gesellschaft. Antibiotikaresistente Bakterien können unkontrolliert auf Umwelt, Menschen sowie auf andere Bakterienarten übertragen werden, erklärt ein Infektiologe der Universitätsklinik und Poliklinik für Infektiologie Bern. Damit werden bestehende Antibiotika nutzlos und können bei schweren Infektionen nicht mehr heilend eingesetzt werden.
NEXT-Algorithmus soll Antibiotika-Verbrauch senken
Mit einem Algorithmus, der auf dem international anerkannten CENTOR-Score basiert und die wichtigsten Leitsymptome von Halsschmerzen beurteilt sowie die Wahrscheinlichkeit einer bakteriellen Infektion angibt, will NEXT dem unsachgemässen Gebrauch von Antibiotika bei Halsschmerzen entgegentreten und gibt konkrete Vorschläge zum Umgang mit Halsschmerzen in der Apotheke.
Das Ziel: Sowohl das Fachpersonal wie auch die Kunden sollen mehr Sicherheit im Umgang von Halsschmerzen bekommen - die Schmerzbehandlung soll bei Halsschmerzen Priorität haben. Damit soll der Antibiotikaverbrauch reduziert und Resistenzen vorgebeugt werden.
Die NEXT-Gruppe (Neue Expertenstrategie zur Therapie von Halsschmerzen) wurde anfangs 2013 ins Leben gerufen, um eine nutzenorientierte Strategie zur Behandlung von Halsschmerzen zu erarbeiten.
29.04.2014