Antibiotika verhindern Harnswegsinfektionen effizienter als Kranbeeren
Die Kranbeere hat eine gewisse antibiotische Wirkung, weswegen sie vor allem in den USA zur Infektionsprophylaxe eingenommen wird. Gegenüber Antibiotika scheinen Kranbeerenkapseln zur Verhinderung von Harnwegsinfektionen (HWI) jedoch deutlich weniger effizient zu sein, wie eine aktuell publiziert Studie zeigt.
An der Doppelblindstudie nahmen 221 prämenopausale Frauen (noch nicht in der Menopause) mit immer wiederkehrenden HWIs teil. Während einem Jahr nahmen die Frauen entweder einmal täglich ein Antibiotikum oder zweimal täglich eine Kapsel mit Kranbeerenextrakt ein. Die Autoren berechneten schliesslich die Anzahl von HWIs mit Symptomen, den Anteil Frauen ohne HWI in der Behandlungszeit sowie die mittlere Zeit bis zu einem HWI. Zudem wurden die Resistenzen der Bakterien im Urin auf verschiedene Antibiotika bestimmt.
Nach 12 Monaten waren in der Kranbeerengruppe pro Frau durchschnittlich 4 und in der Antibiotikagruppe 1.8 HWIs aufgetreten. 78.2% gegenüber 71.1% der Frauen hatten mindestens einen HWI erlitten. Die Zeit bis zum Auftreten eines erneuten HWI lag bei 4 Monaten in der Kranbeerengruppe und bei 8 Monaten in der Antibiotikagruppe. Nach einem Monat waren unter Kranbeerenbehandlung viel weniger Bakterien im Urin resistent auf Antibiotika. 3 Monate nach Absetzen des Antibiotikums waren die Resistenzen allerdings wieder auf das Niveau von vor der Therapie abgefallen. Beide Therapien waren gut verträglich.
Die Autoren kommen zum Schluss, dass die HWI-Prophylaxe mit Antibiotika bei prämenopausalen Frauen deutlich wirksamer ist als die Prävention mit Kranbeerenkapseln; allerdings muss eine vermehrte Resistenz durch die Antibiotikaeinnahme in Kauf genommen werden.
Diese Studienergebnisse gehen Hand in Hand mit den Resultaten einer Ende 2010 publizierten Untersuchung zur Wirksamkeit von Kranbeerensaft. Im Vergleich zu Placebo hat Kranbeerensaft dort nicht zu einer Reduktion der Anzahl HWI geführt (Details siehe dort).
28.07.2011