Augenärzte warnen: Kurzsichtigkeit greift epidemisch um sich
Der intensive Gebrauch von Smarthphones und anderen Computergeräten führt bei Kindern und Jugendlichen immer häufiger zu einer behandlungsbedürftigen Kurzsichtigkeit. Zu diesem Schluss kommen Augenmediziner.
Kommt dieses Wachstum nicht zum Stillstand, wird der Augapfel zu lange. Einfallende Lichtstrahlen aus der Ferne erzeugen dann das schärfste Bild bereits vor der Netzhaut (Retina). Je weiter dieser Fokus vor der Netzhaut liegt und je länger der Augapfel ist, desto kurzsichtiger wird der Betroffene: Dinge in der Ferne erscheinen unscharf.
Kursichtigkeit ensteht in der Jugend
Der Prozess des zu starken Langenwachstums und damit Kurzsichtigkeit (medizinisch Myopie) in der Folge hat im Alter zwischen 8 und 15 seinen Höhepunkt. Genau in dieser Zeit also, in der die meisten Teenager Smartphones und Co. kennenlernen und diese auch intensiv nutzen, so Prof. Norbert Pfeiffer, Direktor der Augenklinik der Universitätsmedizin Mainz wie in der Zeitschrift „die Welt“ zu lesen ist. Die Augen der Kinder, die stundenlang an Bildschirmen beschäftigt sind, stellen sich mit der Zeit darauf ein, hauptsächlich auf kurze Distanzen zu sehen. Was aber wie eine Störung wirkt, zeige nur die grosse Wandlungsfähigkeit des Auges. Dieses passt sich einfach an die neuen Anforderungen des häufigen Nahsehens an, so Pfeiffer weiter.
Vor kurzem veröffentlichte Daten des European Eye Epidemiology Consortium zeigen, dass unter den 25-29-jährigen Europäern heute gut 47% unter Kurzsichtigkeit leiden. Bei den 65-69-Jährigen sind es nur knapp 16%, wie im Fachblatt ''European Journal of Epidemiology'' zu lesen ist. Zur Kurzsichtigkeit bei Kindern und Jugendlichen in Europa gibt es zurzeit keine Angaben. Augenärzte schätzen aber den Anteil noch höher ein als bei den jungen Erwachsenen, mit steigender Tendenz.
Chinas Studenten tragen Brille gegen Kurssichtigkeit
Auch Daten aus dem asiatischen Raum zeigen das Umsichgreifen der Kurzsichtigkeit unter Kindern und jungen Erwachsenen: So leiden mehr als 96% der 19-jährigen Rekruten aus Südkorea an einer Kurzsichtigkeit von mindestens minus 0.5 Dioptrien, jeder Fünfte sogar unter schwerer Kurzsichtigkeit (minus 6 Dioptrien). In China tragen bereits 90% der Studenten eine Brille gegen die Kurzsichtigkeit und in Taiwan sind rund 84% der Kinder kurzsichtig. Dies seien einerseits die Auswirkungen des frühen Lernbeginns der Kinder in China und Südkorea, so Pfeiffer. Sie müssten schon sehr jung viel Lern- und damit Naharbeit leisten und hätten viel weniger Zeit für Spiele im Freien. Andererseits seien diese Kinder auch schon viel früher mit Handys und Tablets beschäftigt als hier in Europa.
Tageshelligkeit schützt vor Kurzsichtigkeit
Aber nicht nur das häufige Nahsehen erhöht das Risiko für Kurzsichtigkeit. Auch die Tageshelligkeit ist ein nicht zu unterschätzender Faktor. Viel Sonne, also helles Tageslicht, hemmt das Augapfelwachstum. Das gehe aus einer chinesischen Studie hervor, die deutliche Effekte auf die Verminderung des Wachstums der Augäpfel bei Kindern belegt, die sich während mindestens einer Stunde im Freien aufhielten.
Keine Heilung der Kurzsichtigkeit
Heilen oder umkehren kann man Kurzsichtigkeit nicht, aber mit Brillen oder Linsen lässt sie sich gut korrigieren. Besser noch ist die Vorbeugung, so Pfeiffer: Wenn immer möglich sollten sich Kinder täglich draussen an der frischen Luft austoben und möglichst häufig in die Ferne schauen.
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14.10.2015