Baby-Schmerzen: Viel Hautkontakt hilft bis ins Jugendalter
Hautkontakt tut Mutter und Kind gut. Forscher belegen sogar, dass intensiver Körperkontakt wie Stillen, Streicheln oder Halten, beim Säugling schmerzstillende Effekte hat und dass dieses Empfinden auch in späteren Jahren einen Vorteil bringt. Empfohlen wird dafür die ''Känguruh-Methode''.
Und: 95% der Neugeborenen auf der Intensivstation leiden häufig unter Schmerzen und jedes vierte davon – meist Frühchen - erlebt intensive Schmerzempfindungen, wie Forscher der Universität Lissabon am Europäischen Schmerzkongress in Hamburg berichteten.
Das Pflegepersonal versucht solche Schmerzen in erster Linie mit nicht-medikamentösen Methoden wie Wickelauflegen, Tragen, Trösten oder auch mit Zuckergaben zu lindern.
Die Studienleiterin plädiert dabei insbesondere für das Stillen, da dies einen der natürlichsten, engsten und häufigsten Körperkontakte zwischen Mutter und Kind ergibt. Und: Stillen hat schmerzstillende Effekte, wie eine Studie in Teheran im Rahmen einer schmerzhaften Impfkampagne zeigte.
Körperkontakt und Wärme wurden schon früher auch in anderen Ländern als Hilfs- oder sogar Überlebensmittel für kleine kranke Säuglinge erfolgreich angewendet.
Dazu gehört beispielsweise die so genannte ''Känguruh-Methode'': Bei dieser Methode wird das nackte Baby auf den ebenfalls nackten Körper der Mutter oder des Vaters gelegt und beide verbringen gut zugedeckt so eine intenive Zeit miteinander.
Kinderärzte aus Kolumbien haben bereits seit 1979 auf diese Weise Frühchen – aus Mangel an Inkubatoren – am Leben erhalten können. Experten sagen, dass sich die Herzfrequenz der Babys damit verbessert und die Säuglinge besser Durchschlafen. Heute wird diese Methode auch in Schweizer Kliniken zur Intensivierung der Eltern-Kind-Bindung empfohlen und angewendet. Forscher aus Portugal und Kanada belegen sogar, dass dieser intensive Körperkontakt bei Säuglingen schmerzstillend wirkt.
Anästhesisten berichten zudem, dass Jugendliche, welche als Säuglinge bereits viele Schmerzen ertragen mussten – zum Beispiel durch eine Operation – deutlich schmerzsensibler sind, als solche, die nur ''normalen'' Schmerzen wie Blähungen, Impfungen etc. ausgesetzt waren. Demnach bilde sich die Schmerztolleranz schon früh. Aber: Je weniger intensiv der Schmerz im Babyalter war, desto weniger schmerzempfindlich waren später die Jugendlichen, so die Experten.
Es sei deshalb wichtig, Babyschmerzen schon früh richtig und intensiv abzuwenden oder gar nicht erst entstehen zu lassen. Dabei habe auch das Verhalten der Eltern rund um Schmerzen einen grossen Einfluss. Aufmerksamkeit und Nähe helfen da deutlich besser als Angst und Dramatik, so die Mediziner.
27.09.2011