Behandlung bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen
Der Gastroenterologe Prof. Dr. med. Christoph Beglinger beschreibt die verschiedenen aktuellen Therapiearten bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (Morbus Crohn, Colitis ulcerosa). Hier eine Zusammenfassung aus der Fachzeitschrift Medizinspektrum.
Sowohl Morbus Crohn als auch die Colitis ulcerosa-Erkrankung sind für Ärzte und Patienten eine Herausforderung.
Beide Krankheiten verlaufen mit Schüben mit Phasen akuter Erkrankung sowie mit Remissionsphasen. Beide Krankheiten stellen für die Betroffenen eine Belastung mit Beeinträchtigung der Lebensqualität dar.
Die genauen Ursachen der chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen sind nach wie vor unbekannt.
Folgende Faktoren werden als Ursachen angesehen:
- Genetische Veranlagung
- Umwelteinflüsse
- Spezielle bakterielle Besiedelung im Darm, gekoppelt mit einer übermässigen Immunreaktion auf den eigenen Darminhalt
Behandlungsmöglichkeiten – Vor- und Nachteile
Steroide
Steroide werden bei akuten Schüben entzündlicher Darmkrankheiten eingesetzt. Sie wirken innerhalb weniger Tage entzündungshemmend. Steroide sollten nur kurz und während einer Schubsituation eingesetzt werden. Eine dauerhafte Steroidbehandlung ist abzulehnen, so der Experte.
Nachteile von Steroiden
- Bei 20-30% der Patienten ist die Wirksamkeit trotz ausreichender Dosierung nicht genügend.
- Bei weiteren 20-30% der Patienten entwickelt sich eine Steroidabhängigkeit (das heisst, die Steroide können nicht abgesetzt werden).
Immunsuppressiva
Immunsuppressiva sind Medikamente, die die Immunabwehr (Abwehrsystem des Körpers) unterdrücken. Damit wirken sie bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen, denen eine überschiessende Immunreaktion zu Grunde liegt.
Immunsuppressiva werden eingesetzt: wenn Steroide nicht ausreichend wirken oder nicht abgesetzt werden können; zur Erhaltung einer Remission (Beschwerden-Pause); bei Fisteln, wenn die Antibiotika-Behandlung nicht ausreichend wirksam ist.
Biologika
Biologika sind eine neue Klasse von Medikamenten. Sie greifen in das immunologische Geschehen im Körper ein, indem sie vor allem Entzündungsvorgänge hemmen. Sie können entzündliche Prozesse stoppen und damit den Zerstörungsfortgang der Darmschleimhaut blockieren.
Biologika werden eingesetzt wenn Steroide und Immunsuppressiva ungenügend wirken. Biologika werden in Intervallen von ca. 8 Wochen intravenös gespritzt. Studien konnten belegen, dass sich die Darmschleimhaut unter Biologika erholt und damit die Notwendigkeit einer Operation und oder eines Spitalaufenthaltes reduziert. Biologika werden unter anderem bei Morbus Crohn- und bei Colitis ulcerosa-Patienten, die auf Steroide nicht mehr reagieren oder abhängig davon sind, eingesetzt.
Nebenwirkungen der Biologika
- Infusionsreaktionen und allergische Reaktion
- Erhöhte Infektanfälligkeit, da die Immunabwehr unterdrückt wird
Mehrere verschiedene Biologika werden bereits auch angewendet bei anderen chronischen Erkrankungen wie Rheumatoide Arthritis. Andere Biologika sind noch in Entwicklung, deren Wirksamkeit muss bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen erst noch belegt werden. Weitere Wirkstoffe werden voraussichtlich nächstes Jahr in der Schweiz eingeführt.
23.06.2010