Beingefässverschluss: Gehtraining wirksamer als operative Gefässerweiterung
Beim Verschluss der Beinarterien mit Verengungen im Beckenbereich scheint das Gehtraining gegenüber einem chirurgischen gefässöffnenden Eingriff effektiver zu sein, wie die Amerikanische Herzgesellschaft an ihrer Jahrestagung 2011 berichtet.
Der Begriff „periphere arterielle Verschlusskrankheit“ (im Volksmund auch Raucherbein) umfasst arterielle Durchblutungsstörungen der Beine, die durch Gefässverengungen oder -verschlüsse verursacht werden. Häufig verringern oder stoppen Blutgerinnsel den Blutfluss.
Raucher leiden besonders häufig unter dieser sogenannten "Schaufensterkrankheit", bei der das Gehen zunehmend Mühe macht und die Betroffenen wegen der Schmerzen häufig stehen bleiben müssen.
Die Therapie solcher Verengungen ist heute in den meisten Fällen ein chirurgischer Eingriff, bei dem die Gefässenge wieder aufgedehnt wird und zusätzlich ein Stent (Gefässstütze) eingelegt wird. In Amerika hat die Zahl dieser Eingriffe zugenommen. Dies unter anderem auch, weil das Gehtraining von der Krankenkasse nicht übernommen wird, die Operation aber schon, so die Experten.
In der von der Amerikanischen Herzgesellschaft zitierten CLEVER-Studie nahmen 119 Patienten mit einer pAVK und starken Verengungen sowie mittleren bis ausgeprägten Symptomen der „Schaufensterkrankheit“ (Schmerzen beim Gehen etc.) teil.
22 der Teilnehmer (Gruppe 1) erhielten Medikamente sowie monatliche ärztliche Kontrollen mit Bewegungs- sowie Diätberatung. Bei 46 Teilnehmern (Gruppe 2) erfolgte ein chirurgischer Eingriff (Gefässaufdehnung plus Stenteinlage). 43 Teilnehmer (Gruppe 3) erhielten eine medikamentöse Behandlung plus ein überwachtes Trainingsprogramm dreimal wöchentlich.
Die Gehstrecke der Teilnehmer zu Beginn der Behandlung lag maximal bei etwas mehr als 5 Minuten. Nach einem halben Jahr verlängerte sich die Gehstrecke der Teilnehmer unter Medikamenten (Gruppe 1) um 1.2 Minuten, bei der operierten Gruppe 2 um 3.7 Minuten und in der Trainingsgruppe (Gruppe 3) um 5.8 Minuten.
Die Lebensqualität wurde durch die Operation und das Training ebenfalls stärker verbessert als unter medikamentöser Behandlung (Gruppe 2).
Aber: Die Operation brachte diesbezüglich mehr Vorteile als das Training.
Dennoch sprechen die Ergebnisse eindeutig mehr für ein regelmässiges körperliches Training bei einer peripheren arteriellen Verschlusskrankheit als für einen chirurgischen Eingriff, sind sich die Experten sicher.
23.02.2012