Bettnässen bei Kindern: Alarmsysteme sind am wirksamsten
Nächtliches Bettnässen bei Kindern ab dem 5. Lebensjahr kommt häufig vor. Eine Gesamtuntersuchung verschiedener Studien brachte hervor, welche Behandlungsstrategie am besten wirkt.
Als Ursachen gelten: Schwierigkeiten beim Erwachen (tiefer Schlaf), nächtliche Polyurie (vermehrtes Ausscheiden von Urin), kleine, nächtliche Blasenkapazität, Veränderungen am Harntrakt oder psychischer Stress. Am häufigsten wird aber von einer Entwicklungsverzögerung der Blasenkontrolle ausgegangen.
Zu den Behandlungsmöglichkeiten gehören unter anderem:
- Alarmsysteme, „Bettnässe-Alarm“
- Gefässverengende, entwässernde Medikamente (Desmopressin)
- Antidepressiva
- Verhaltensmassnahmen (einfache oder intensive)
- Komplementäre Behandlungsmethoden
Nicht alle Behandlungsmethoden sind gleich erfolgreich. In der folgendenden Studienübersicht wurden verschiedene Behandlungen bei nächtlicher Enuresis analysiert. Die Forscher untersuchten insgesamt 230 Studien, welche Kinder mit nächtlichem Bettnässen bis 16 Jahre einschlossen.
Die Studienautoren beurteilten folgende Behandlungsmethoden:
Bettnässe-Alarmsysteme
Zu den Alarmsystemen gehören tragbare Geräte (sogenannte Klingelhosen) oder Bettgeräte (sogenannte Klingelmatten). Dadurch wird das Kind bei Beginn des Wasserlassens aufgeweckt und damit aufgefordert, die Toilette aufzusuchen.
Alarmsysteme scheinen im Vergleich zu Placebo (Scheinmedikamente) oder zu gar keiner Behandlung gut abzuschneiden. Auch nach Beendigung der Behandlung traten weniger Rückfälle (erneutes Bettnässen) auf.
Gefässverengende, entwässernde Medikamente (Desmopressin)
Verglichen mit Placebo (Scheinmedikamente) schnitten die Desmopressin-Medikamente besser ab. Damit blieben die Kinder länger trocken; allerdings konnte keine anhaltende Wirkung nach Absetzen der Medikamente festgestellt werden. Es traten nur milde Nebenwirkungen auf. Die optimale Dosierung und die optimale Verabreichungsart konnte nicht ermittelt werden.
Antidepressiva
Kinder, die mit Antidepressiva behandelt wurden, waren ca. eine Nacht weniger nass, als Kinder, die ein Placebo erhielten. Auch hier konnte keine optimale Dosierung festgestellt werden; schwere Nebenwirkungen wurden nicht verzeichnet.
Verhaltensmassnahmen, einfache (Belohnungssystem)
Mit dem Belohnungssystem wurden weniger nasse Nächte registriert und die Rückfallrate war gegenüber andern Behandlungsmethoden geringer. Klar ist, dass das Durchführen von Verhaltensmassenahmen mehr Aufwand mit sich bringt.
Verhaltensmassnahmen, intensiviert
Dazu gehören Erziehungsmassnahmen, wobei vom Kind eine alters entsprechende Kooperation verlangt wird. Die Verhaltensmassnahmen allein - gegenüber gar keiner Behandlung- verbesserten den Zustand nicht spürbar; kombiniert mit einem Alarmsystem, konnten jedoch mehr trockene Nächte festgestellt werden.
Fazit der Studienautoren
Die Forscher stellten fest, dass das Alarmsystem am erfolgreichsten ist. Die Anzahl trockener Nächte und die Rückfallsrate konnte verbessert werden. Sie empfehlen deshalb, dass die Familie und der Betroffene dahingehend ermutigt und angeleitet werden.
Bei den Medikamenten bevorzugen die Forscher Desmopressin und Antidepressiva. Diese bergen jedoch den Nachteil, dass sie keine nachhaltige Wirkung haben.
20.06.2006