Bindehautentzündung bei Kindern: Antibiotika nicht zwingend
Eine durch Viren oder Bakterien verursachte Bindehautentzündung bei Kindern muss nicht zwingend mit einem Antibiotikum behandelt werden. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie, die im britischen Fachmagazin „The Lancet“ veröffentlicht wurde.
Eines von acht Schulkindern leidet einmal jährlich unter einer Bindehautentzündung (Konjunktivitis). Das wären etwa eine Million Fälle in England und fünf Millionen in den USA.
Die Standard-Therapie besteht in der Behandlung mit antibiotischen Augentropfen, obwohl die dafür bestehenden Entscheidungsgrundlagen eher dünn sind. Zudem sei die weltweite Zunahme an Antibiotika-Resistenzen ohnehin schon problematisch.
Über 300 Kinder aus 12 Arztpraxen in England nahmen an der Untersuchung teil. Die Hälfte der Kinder erhielten antibiotische Augentropfen (Wirkstoff: Chloramphenicol, das am meisten verwendete Antibiotikum für Bindehautentzündung in England), die andere Hälfte der Kinder erhielt Placebo-Augentropfen ohne Wirkstoff.
Nach sieben Tagen hat sich in beiden Gruppen bei nahezu gleich vielen Kindern die Bindehautentzündung gebessert. 86% der Kinder aus der Antibiotika-Gruppe waren beschwerdefrei, ebenso zeigten 83% der Placebo-Gruppe keine Symptome mehr.
Mit diesen Ergebnissen konnten die Forscher aufzeigen, dass sich die Symptome der akuten infektiösen Bindehautentzündung auch ohne Antibiotika-Gabe reduzieren. Die Forscher empfehlen Eltern zur Behandlung der Kinder ohne Arzt zu ermutigen, sofern sich keine ungewöhnlichen Symptome entwickeln oder die Erkrankung nicht länger als eine Woche andauert.
Dies würde zu einer beachtlichen Einsparung an jährlichen Kosten ärztlicher Konsultationen und Antibiotika-Verschreibungen führen. Die elterlichen Bedenken und die derzeitigen Richtlinien führen jedoch dazu, dass eine derzeitige Änderung der Verschreibungsvorschriften schwierig ist.
14.08.2006 - Rose et al