Blasenschwäche in den Wechseljahren
Während der Wechseljahre beginnt bei vielen Frauen die Blase zu schwächeln. Bevor sich daraus eine ausgeprägte Inkontinenz entwickelt, sollten betroffene Frauen das Problem beim Arzt ansprechen. In den allermeisten Fällen gibt es wirksame Hilfe
Die Wechseljahre sind für die meisten Frauen eine Lebensphase mit zwei Gesichtern: Viele von ihnen sind nun privat und beruflich etabliert und genießen die positiven Seiten des Älterwerdens. Auf der anderen Seite durchläuft der Körper eine Reihe von Veränderungen, die zu Beschwerden führen können. Etwa ein Drittel der Frauen spürt davon kaum etwas; andere hingegen leiden massiv unter den Folgen der hormonellen Umstellung.
Als besonders peinlich empfinden viele Frauen eine zunehmende Blasenschwäche. „Die Wechseljahre an sich stellen keinen Risikofaktor für eine Inkontinenz dar“, betont der Urogynäkologe Dr. med. Gert Naumann, Komm. Direktor der Klinik und Poliklinik für Geburtshilfe und Frauenkrankheiten der Universitätsmedizin an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. „Bestimmte altersbedingte körperliche Veränderungen, die eine Blasenschwäche begünstigen, können sich aber bereits während dieser Lebensphase bemerkbar machen.“ So werden infolge der geringeren Produktion körpereigenen Östrogens die Schleimhäute der Blase und Harnwege schlechter durchblutet. Die Festigkeit der Muskulatur von Scheide und Harntrakt nimmt ab; die Gebärmutter kann sich senken.
Ist die Beckenbodenmuskulatur ohnehin geschwächt, etwa durch jahrelanges Übergewicht oder Geburten, so kann sie den zusätzlichen Druck nur schwer aushalten. Der Verschlussmechanismus der Blase funktioniert dann nicht mehr zuverlässig und es kommt zur Belastungsinkontinenz. Zusätzlich steigt das Risiko für Harnwegsentzündungen, die, wenn sie häufig auftreten, eine Dranginkontinenz fördern. Auch die heute kontrovers diskutierte kombinierte Östrogenersatztherapie mit Tabletten kann Studien1, 2 zufolge eine Blasenschwäche begünstigen.
Wirksame Hilfen gegen Blasenschwäche
Positiv bewertet werden hingegen östrogenhaltige Vaginalzäpfchen oder ‑cremes 1, 2. Sie wirken an Ort und Stelle und belasten daher nicht den gesamten Organismus.
„Mit zunehmendem Alter entwickeln viele Frauen eine Mischinkontinenz – also eine Kombination aus Belastungsinkontinenz und überaktiver Blase“, erklärt Dr. Naumann. „In diesem Fall ist neben der lokalen Östrogentherapie zusätzlich der Einsatz so genannter Anticholinergika sinnvoll, die den Harndrang verringern und die Häufigkeit der Toilettenbesuche und des nächtlichen Wasserlassens senken.“ Auch ein paar Verhaltenstipps können dazu beitragen, dass ungewolltes Tröpfeln beim Niesen und der plötzliche, beinahe unkontrollierbare Harndrang nachlassen. Dazu gehört es, Übergewicht zu vermeiden und Harnwegsinfektionen vorzubeugen. Wichtig ist auch ein angepasstes Trinkverhalten mit ausreichend Flüssigkeit, aber wenig Alkohol und Kaffee.
Warum gerade Frauen häufig eine Blasenschwäche entwickeln, wie sie diagnostiziert wird und welche Maßnahmen helfen können, erklärt die Broschüre „Blasenschwäche bei Frauen“, angeboten vom Bundesverband für Gesundheitsinformation und Verbraucherschutz e.V. Die Broschüre enthält neben vielen Hintergrundinformationen und praktischen Tipps auch Vorschläge für Beckenbodenübungen, die jeder zuhause nachmachen kann. www.frauen-blasenschwaeche.de.
28.02.2013