Chronische Nackenschmerzen: Häufig fehl- oder nicht behandelt
Chronische Nackenschmerzen seien häufig; zu häufig werden sie aber mit den falschen Massnahmen therapiert, schreiben Experten der Duke University of Medicine in North Carolina, welche Daten zu Nackenschmerzen aus über 5000 Haushalten auswerteten.
Für die Studie analysierten die Forscher Daten aus einer telefonischen Befragung aus dem Jahr 2006.
Sie verwerteten daraus die Informationen von 135 Erwachsenen, älter als 21-jährig, welche angaben, an chronischen Nackenschmerzen zu leiden.
Definition von Nackenschmerzen: Schmerzen oder Leistungsbeeinträchtigungen, welche praktisch täglich während mindestens drei Monaten auftraten.
Es zeigte sich, dass diagnostische und bildgebende Massnahmen (im Schnitt 1.6 Tests pro Teilnehmer) durchgeführt wurden. Diese sind laut den Experten aber mit zunehmender Dauer des Krankheitsverlaufs immer weniger aufschlussreich.
56% der Teilnehmer gaben an, rezeptfreie Medikamente gegen ihre Beschwerden zu konsumieren (zum Beispiel nichtsteroidale, antientzündliche Medikamente); fast 30% verwendeten starke und 23% schwache Narkotika (betäubende Medikamente). Dabei sei nicht oder wenig erwiesen, dass solche Medikamente bei chronischen Nackenschmerzen überhaupt helfen, so die Experten.
Aber auch die Ärzte scheinen im Umgang mit chronischen Nackenschmerzen nicht sehr versiert: Effektive Behandlungen, wie zum Beispiel Physiotherpaie, werden nur in 53% der Fälle verordnet. Dabei seien physikalische Massnahmen oder auch Akupunktur wirksame Behandlungsmethoden, welche aber nur selten von Patienten mit chronischen Nackenschmerzen angewendet werden.
Die häufigsten nichtmedikamentösen Massnahmen waren in der Studie: Elektrostimulation (30%), Korsetts oder Verbände (20%), Massagen (28%), Ultraschall 27%, Hitzebehandlungen (57%) und Kältebehandlungen (47%). Alle diese Massnahmen haben unklare oder sehr geringe, bewiesene Wirkungsgrade.
Fazit der Autoren: Die Teilnehmer waren alle hochgradig physisch eingeschränkt, trotz mehrerer diagnostischer und therapeutischer Massnahmen. Gut wirksame Behandlungsmethoden wie Physiotherapie oder Akupunktur wurden gar nicht oder sehr selten angewendet. Dafür wurden unwirksame Medikamente wie Narkotika überproportional häufig genommen.
04.11.2010