Chronische Schmerzen: Opioide helfen über längere Zeit nicht besser wie Placebo
Starke Schmerzmittel, die über einen längeren Zeitraum gegen chronische Schmerzen eingenommen werden, haben den gleichen Effekt wie eine Behandlung ohne Medikamente. Dies ist das Ergebnis einer umfangreichen Meta-Analyse von Wissenschaftlern der Charité – Universitätsmedizin Berlin und der Technischen Universität Darmstadt, die in der aktuellen Ausgabe des Fachmagazins British Journal of Pharmacology* veröffentlicht ist.
Das Ziel der Wissenschaftler war es, einen meta-analytischen Überblick zu den Langzeitwirkungen der unterschiedlichen Behandlungsarten von chronischen Schmerzen zu erstellen. Sie bewerteten die Ergebnisse aus insgesamt 3647 Publikationen in internationalen Fachzeitschriften. Von diesen 3647 Studien wurden nur die randomisiert-kontrollierten Arbeiten in die weitere Analyse einbezogen. Letztendlich untersuchten die Forscher die Daten von insgesamt 10742 Patienten.
„Die Ergebnisse unserer Analyse haben uns selbst erstaunt, denn es zeigte sich, dass langfristig gesehen die schmerzlindernden Wirkungen von medikamentösen Therapieverfahren klinisch unbedeutend sind im Vergleich zu einem Placebo“, erklärt Prof. Christoph Stein, Leiter der Klinik für Anästhesiologie mit Schwerpunkt operative Intensivmedizin am Campus Benjamin Franklin. „Man erzielt also über einen langen Zeitraum hinweg mit starken Schmerzmitteln die gleiche Wirkung wie mit nicht-medikamentösen physiotherapeutischen und psychologischen Verfahren“, fügt er hinzu.
Schmerzmedikamente, die über einen langen Zeitraum hinweg eingenommen werden, können schwere Nebenwirkungen, beispielsweise an den Nieren und im Magen-Darm-Trakt hervorrufen. Die Ergebnisse der Meta-Analyse legen nahe, bei der Behandlung chronischer Schmerzen vor allem auf Vermeidung von schädlichen Arzneimittelwirkungen zu achten. „Bei der Behandlung chronischer Schmerzen, die nicht durch einen Tumor hervorgerufen werden, sollte ein multidisziplinärer Ansatz, also einer, der nicht nur die medizinischen, sondern auch die psycho-sozialen und physiotherapeutischen Aspekte berücksichtigt, im Vordergrund stehen“, betont Prof. Stein.
07.04.2014