Darmkrebs-Vorsorge: Stuhltests zu Hause durchgeführt bewähren sich
In vielen Ländern wird zur Darmkrebsvorsorge vornehmlich die Darmspiegelung propagiert. In England werden aber nach wie vor Stuhltests zum Nachweis von verstecktem Blut eingesetzt. Eine Englische Studie zeigt nun, dass sich solche Tests – gratis verschickt und einfach in der Handhabung – in der Darmkrebsvorbeugung bewährt haben.
Im Juni 2006 wurde in England die landesweite Darmkrebsvorsorge gestartet. Alle Engländer zwischen 60 und 69 Jahren erhalten seither alle 2 Jahre eine Einladung, daran teilzunehmen. In einer ersten Runde bekamen 2.1 Millionen Engländer einen Stuhltest zum Nachweis von verstecktem Blut gratis und per Post zugeschickt. Insgesamt sollten Teilnehmer 6 Proben aus drei Stuhlgängen abliefern. 1.06 Millionen solcher Tests gingen an die dafür zuständigen Labore zurück. 49.6% der Teilnehmer waren männlich und 54.4% weiblich.
2.5% der Männer und 1.5% der Frauen lieferten einen positiven Test, worauf sie zu einer Darmspiegelung eingeladen wurden. Diese Darmspiegelungen zeigten deutliche Resultate: Bei 17.518 Darmspiegelungen wurde in 1‘772 Fällen ein Darmkrebs entdeckt – davon 11.6% bei Männern und 7.8% bei Frauen mit positivem Stuhltest.
Bei weiteren 6.543 Teilnehmern (43% Männer, 29% Frauen) stellten die Forscher Hochrisiko-Geschwüre an der Schleimhaut (sogenannte Polypen) fest, die zwar gutartig sind, aber zu Krebsgeschwüren ausarten können. 71% der Darmkrebse wurden im Frühstadium entdeckt, das heisst bei rascher Behandlung (Entfernung des befallenden Darmabschnittes) bestanden gute Heilungsaussichten.
Berechnungen des Studienleiters ergaben, dass diese Vorbeugeaktion die Sterblichkeit durch Darmkrebs um 16% senkt. Er verglich seine Resultate mit vorausgehenden Studien und Analysen. Und: Könnte man anstelle der „normalen“ Stuhltests nach verstecktem Blut, moderne, immunologische Stuhltests nutzen, würde die Darmkrebssterblichkeit sogar um 25% gesenkt, ist der Forscher überzeugt.
Er nimmt dahingehend einen Bezug auf eine Studie aus Holland. Im Rahmen des staatlichen Gesundheitsdienstes werden die Tests zur Darmkrebsvorsorge zwar angeboten, aber für eine weite Verbreitung von Gratistests fehle in England zurzeit das Geld, bedauert der Studienleiter. Ein erweitertes Angebot an Darmspiegelungen für die breite Bevölkerung sei deshalb ebenfalls noch kein Thema. Den Engländern sei die Kosteneffektivität aktuell noch wichtiger ist, als die Perfektion.
Der kostenlose und unaufgeforderte Versand der Stuhltests zum Nachweis von verstecktem Blut führte zu einer deutlich höheren Testung als dies zum Beispiel in Deutschland noch im Jahr 2008 der Fall war: Dort liessen sich nur 10 bis 20% der Alters-Zielgruppe testen. Und von der Darmkrebsvorbeugung durch die Darmspiegelung liessen sich nur 3% überzeugen.
14.12.2011