Darmkrebs: Überwicht als Risiko
Jedes Jahr sterben in Deutschland rund 26'000 Menschen an Tumoren des Dickdarms. Darmkrebs belegt damit den zweiten Platz der tödlichen Krebsarten. Dabei gilt die Krankheit in vielen Fällen als vermeidbar: Durch regelmässige Vorsorgeuntersuchungen liesse sich der Krebs häufig im Frühstadium erkennen und behandeln. Zudem gilt Übergewicht als ein wichtiger vermeidbarer Risikofaktor, wie eine Analyse zeigt.
Wie eine aktuelle Metaanalyse zeigt, erhöht starkes Übergewicht das Risiko, an Darmkrebs zu erkranken etwa um ein Drittel.
Anlässlich des Darmkrebsmonats März weist die Deutsche Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) besonders auf den Risikofaktor Übergewicht hin und gibt Tipps zur Vorsorge.
„Übergewicht ist einer der konstantesten Risikofaktoren für Darmkrebs - in fast allen Studien zeigt sich ein deutlicher Zusammenhang mit dem Erkrankungsrisiko“, sagt Professor Dr. med. Wolff Schmiegel, Leiter der Medizinischen Universitätsklinik am Knappschaftskrankenhaus an der Ruhr-Universität Bochum und Sprecher der Steuergruppe Kolonkarzinom der DGVS. Schmiegel verweist auf eine aktuelle Übersichtsarbeit, die kürzlich im Wissenschaftsmagazin PLOS One erschienen ist. Wissenschaftler aus Shanghai werteten aus 54 Studien mit rund neun Millionen Teilnehmern den Einfluss des Körpergewichts auf das Darmkrebsrisiko aus. Danach haben Übergewichtige im Vergleich zu Personen mit Normalgewicht ein um rund ein Drittel erhöhtes Darmkrebsrisiko. Konzentriert sich das überschüssige Fett hauptsächlich in der Bauchregion – salopp als Apfelfigur bezeichnet – liegt das Erkrankungsrisiko sogar etwa um die Hälfte über dem schlanker Probanden.
Auf welchen Stoffwechselwegen Übergewicht und Darmkrebs miteinander in Verbindung stehen, ist bislang noch nicht geklärt. Vermutlich spielen dabei Störungen des Insulin-Haushalts eine Rolle. Auch Sexual-, Fettgewebshormone und Entzündungsvorgänge stehen im Verdacht. „Wenn wir verstehen, wie das Körpergewicht das Darmkrebsrisiko beeinflusst, gibt uns das womöglich wichtige Hinweise darauf, wie die Erkrankung verhindert oder behandelt werden kann“, sagt Schmiegel.
Das Übergewicht selbst sei zudem ein wichtiger Ansatzpunkt bei der Vorbeugung von Darmkrebs, meinen die Experten der DGVS. „Denn Übergewicht zählt – etwa im Gegensatz zu einer familiären Veranlagung – zu den beeinflussbaren Risikofaktoren“, sagt DGVS-Pressesprecher Professor Dr. med. Peter R. Galle, Direktor der I. Medizinischen Klinik und Poliklinik an der Universität Mainz. Da sehr viele Menschen übergewichtig sind, würde durch diese Art der Prävention ein grosser Personenkreis erreicht. Jeder habe es also zumindest bedingt in der Hand, hier etwas für sich zu tun, so Galle – auch um anderen Gesundheitsrisiken wie etwa für Diabetes Typ 2 oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorzubeugen.
„Die wichtigste Vorsorge gegen Darmkrebs sind jedoch regelmässige Vorsorgeuntersuchungen“, betont Professor Galle bezugnehmend auf den Darmkrebsmonat März. Auf diese Weise lasse sich der Darmkrebs oft in einem frühen Stadium erkennen, behandeln und heilen. Für Menschen zwischen 50 und 55 Jahren übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland die Kosten für einen jährlichen Stuhltest. Menschen ab 55 Jahren können zudem eine Darmspiegelung machen lassen und – wenn alles in Ordnung ist – diese nach zehn Jahren wiederholen.
Linkempfehlung
04.03.2013