Depression und elf weitere Risiken für Osteoporose
Eine frühere Untersuchung entdeckte bei Frauen vor dem Klimakterium die Depression als Risikofaktor für die Bildung einer Osteoporose. Experten der WHI haben einen Kalkulator vorgestellt, der weitere Risikofaktoren aufdecken soll.
Die Women’s Health Initiative (WHI) war eine grossangelegte Hormontherapie-Studie bei Frauen mit Wechseljahrbeschwerden.
Osteoporose (Knochenschwund) kann zu beschwerlichen Hüft- und anderen Frakturen führen. Die meisten Hüftfrakturen erleiden Frauen nach der Menopause.
Von 93’676 Teilnehmerinnen der WHI-Nachfolgestudie erlitten in den Nachbeobachtungen in bisher 7.6 Jahren 1’132 Frauen eine osteoporosebedingte Hüftfraktur. Die Daten wurden analysiert, um die bekannten Risikofaktoren für Osteoprose in ein quantitatives Verhältnis zueinander zu setzen.
Dabei testeten die Studienautoren an den Teilnehmerinnen der WHI einen Kalkulator (Hip Fractur Risk Calculator) zur Frakturrisiko-Berechnung Die Basis für den Risikorechner sind 11 bekannte Risikofaktoren. Damit wird das kumulative Risiko für einen Knochenbruch aus osteoporotischen Gründen für die nächsten 5 Jahre berechnet.
Folgende Risikofaktoren können das Knochenbruchrisiko um 30% erhöhen: hohes Alter, schlechter Gesundheitszustand, geringes Gewicht, grosse Körperlänge, weisse Hautfarbe, Bewegungsmangel, frühere Hüftfrakturen im Alter über 54-jährig, familiäre Hüftfrakturen, Nikotinkonsum, Behandlung mit Steroiden und ein behandelter Diabetes (Zuckerkrankheit).
Bei solchen Patienten erachten die Experten ein Osteoporose-Screening oder eine vorbeugende Osteoporose-Behandlung für sinnvoll. Mit dem Kalkulator steht nun ein geeignetes Instrument für weitere Untersuchungen zur Verfügung.
Depression erhöht Risiko für Knochenschwund
Zu den Risikofaktoren, die bis heute nicht miteinbezogen wurden, gehört die Depressions-Erkrankung. Eine Arbeitsgruppe des US-National Institute of Mental Health (MIMH) in Bethesda/Maryland verglich die Knochendichte von 98 prämenopausalen Frauen mit einer ausgeprägten Depression mit 44 mental gesunden Frauen: 17% der depressiven Frauen litten unter einer verminderten Knochendichte am Hüftgelenk; bei den nicht-depressiven Frauen waren es lediglich 2%. Die Knochendichte an den Wirbelkörpern war ebenfalls tiefer (bei 20% der depressiven und 9% der nicht-depressiven Frauen).
Die Einnahme von Antidepressiva scheint kein Risikofaktor für eine Osteoporose zu sein. Zwei früher publizierte Studien vom Sommer 2007 zeigten zwar einen Zusammenhang zwischen der Einnahme von Antidepressiva aus der SSRI-Gruppe (Selektiven Serotonin Reuptake Inhibitoren) und einer verminderten Knochendichte. Für beide Studien waren aber Frauen nach der Menopause gewählt worden. Bei der aktuellen Studie waren die Teilnehmerinnen prämenopausal - also vor der Menopause. Die jetzige Studie an den pärmenopausalen Frauen zeigte keinen solchen Zusammenhang.
Schuld sind Proteine
Als Ursache für das Osteoporoserisiko bei depressiven Frauen sehen Experten am ehesten die Auswirkungen einer Depression auf das Immunsystem. Depressionen steigern die Ausschüttung des Stresshormons Adrenalin, was wiederum die Bildung entzündungsfödernder Proteine begünstigt.
Mindestens eines dieser Proteine (Interleukin 6) sei in der Lage, Knochenabbau zu steigern. Bei den depressiven Teilnehmerinnen der aktuellen Studie wurde eine erhöhte Konzentration entzündungsfördernder Proteine im Urin gefunden.
03.12.2007