Diabetes: Ein Pflaster revolutioniert die Insulinbehandlung
Wer sich regelmässig Insulin spritzen muss, kann ein Lied davon singen: Schmerzen, Rötungen und entzündliche Stellen, dort wo gespritzt wird, gehören zum Alltag. Dank einer Erfindung von Forschern der Seoul National University, sollten diese Unannehmlichkeiten bald der Vergangenheit angehören. Sie entwickelten ein Pflaster, das Blutzuckerwerte über die Haut misst und fähig ist, Insulin abzugeben.
Diabetiker des Typ 1 und des Typ 2 Diabetes müssen regelmässig den Blutzuckerspiegel messen und sich anhand der gemessenen Werte Insulin spritzen. Das ist mit Schmerzen verbunden und auch für geübte Patienten nicht immer sehr angenehm.
Hier wäre das, was die Forscher entwickelt haben, dann tatsächlich eine Sensation. Das von ihnen entwickelte Pflaster enthält sowohl Überwachungssensoren als auch Injektoren, die bei Bedarf ganz selbständig Insulin abgeben. Die Blutzuckerüberwachung passiert hier über den Schweiss des Patienten.
Das Pflaster besteht zum grössten Teil aus dem nanotechnologischen Material Graphen – reiner Kohlenstoff - und ist durchzogen von Goldatomen. Diese sorgen für die notwendige Flexibilität und Leitfähigkeit des Pflasters.
Gleichzeitig bilden sie die Grundlage für elektrochemische Sensoren.
Mittels dieser Sensoren wird Schweiss aus der Haut des Patienten auf pH-Wert, Feuchtigkeit, Temperatur geprüft und auch die Blutzuckerwerte werden so ermittelt. Bei erhöhten Blutzuckerwerten werden eingebaute Mikronadeln aktiviert und Insulin wird über die Haut abgegeben. Das Insulin gelangt so direkt über das Blut in den Stoffwechsel.
Die Angst, dass Insulin vorzeitig und auch bei niedrigen Blutzuckerwerten abgeben wird, sei unbegründet, so die Forscher. Denn: Die Mikronadeln sind umgeben von Tridecansäure. Diese dient als Insulinblocker. Werden nun erhöhte Blutzuckerwerte registriert, heizen sich die Mikronadeln mittels eines eingebauten Heizsystems auf etwa 41° Celsius auf. Diese Hitze überführt die Tridecansäure in einen gasförmigen und damit flüchtigen Zustand. Die Nadeln werden so von der Säure befreit und das blutzuckersenkende Medikament wird freigegeben.
Dank dem Pflaster konnten in bisherigen Testversuchen an Mäusen und Menschen während Stunden stabile Blutzuckerwerte erhalten werden.
Bis das Pflaster auf den Markt kommt, wird noch viel Zeit vergehen. Es gibt auch kritische Stimmen. Sie weisen zum Beispiel darauf hin, dass die Pflaster recht gross sein müssten, um die täglich erforderliche Menge des blutzuckersenkenden Medikamentes freisetzen zu können. Auch zur Sicherheit äussern sie sich noch sehr kritisch. Aber auch die Kritiker geben zu, die Erfindung dieses Pflasters, wenn es auch noch in den Kinderschuhen stecke, sei ein Meilenstein in der Forschung für insulinabhängige Diabetiker.
31.03.2016