Die Gesundheit der Ohren im Winter
Von
(Doris Zumbühl)
Dichter Schneefall, klirrende Kälte, eisiger Wind - der Winter hat uns wieder fest im Griff. Doch wer will sich schon die ganze Zeit hinter dem Ofen verkriechen? Heisse Tipps für kalte Ohren
Die kalte Jahreszeit bietet 1000 gute Gründe, sich trotz Minustemperaturen vor die Türe zu wagen: Skifahren, Schlittschuhlaufen, Winterspaziergänge, Schlittenfahren.
Doch gerade wenn uns der Wind um die Ohren pfeift, sollte man einige wichtige Tipps befolgen, um gesund und fit durch den Winter zu kommen. Denn unsere Ohren sind ein besonders empfindliches Sinnesorgan, das dazu noch stark der Kälte ausgesetzt ist.
Und auch für Hörgeräteträger bringen Minustemperaturen die eine oder andere Herausforderung mit sich.
Warum sind die Ohren empfindlicher als andere Körperregionen?
- Die Haut an den Ohren ist besonders dünn, da sie über kein schützendes Fettgewebe verfügt. Deshalb kühlen unsere Ohren bei Kälte extrem schnell aus.
- Im Gehörgang verlaufen die Nerven ungeschützt direkt unter der Haut und können auf Temperaturänderungen mit einem starken Schmerzimpuls reagieren.
- Durch die Kälte wirkt die Haut an der Ohrmuschel vorerst unempfindlich. Deshalb werden Kälteschmerzen und eine Auskühlung oft zu spät – nämlich dann, wenn die Ohren wieder warm werden – wahrgenommen.
Risiken für die Ohren
- Die Kälte sorgt für eine verminderte Durchblutung am und im Ohr und erleichtert so Bakterien und Viren, sich festzusetzen.
- Eine kalte Kopfpartie kann Hals- und Nackenmuskeln unbemerkt und ungewollt verkrampfen lassen. Manchmal führt die dauerhafte Muskelanspannung im tiefen Kopfgelenksbereich zu Hörstörungen wie Tinnitus.
- Kälte und Wind können den Gehörgang reizen, was schnell zu Schmerzen im äusseren Teil des Ohres führt (neuralgischer Schmerz). Durch Wasser in den Ohren (z.B. nach einer Dusche, Schwimmbadbesuch) wird dies noch beschleunigt bzw. verstärkt.
- Bei Temperaturen, die unter dem Gefrierpunkt liegen, kann es an den Ohrmuscheln schnell zu Erfrierungen kommen.
Risiken für Hörgeräteträger
- Hörgeräteträger sollten sich darüber bewusst sein, dass Kälte die Batterielebensdauer des Hörgerätes verkürzen kann. Je kälter die Batterien werden, desto weniger Kapazität haben sie.
- Wenn die Temperatur der Hörgerätebatterien gegen 0 Grad sinkt, können sie komplett ausfallen.
- Darüber hinaus kann im Wechsel zwischen „Kalt“ und „Warm“ Kondenswasser im Inneren des Hörgerätes entstehen. Die winzigen Wassertropfen können die Elektronik angreifen und zu Ausfällen führen.
Experten-Tipps für die kalte Jahreszeit von HNO-Ärztin Dr. Michaela Fuchs
- Die Ohren sollten in der kalten Jahreszeit immer warm gehalten werden (Mützen,
Stirnbänder, Ohrenschützer, gute Skihelme), denn dadurch
- bleiben die Schleimhäute gut durchblutet und können sich besser gegen Erregerwehren. Die Infektionsgefahr (z.B. Mittelohrentzündung) wird reduziert.
- beugt man Kälteschmerzen und Erfrierungen an der Ohrmuschel vor. - Keinen Schutz vor Kälte bietet Watte in den Ohren. Ganz im Gegenteil: Diese kann sogar Gehörgangsentzündungen hervorrufen. Durch die Watte wird der Gehörgang nur schlecht belüftet, was ein feuchtwarmes Milieu schafft, in dem sich Erreger gut entwickeln können.
- Nach dem Duschen, dem Schwimmbad- oder Saunabesuch sollte der Gehörgang immer möglichst gut getrocknet werden - am besten vorsichtig mit dem Fön - bevor es hinaus in die Kälte geht.
- Bei Ohrinfektionen (z.B. Mittelohrentzündung) sollte der Haus- oder HNO-Arzt aufgesucht werden. Unbehandelt können sie zu grösseren Schädigungen führen.
- Leichte Kälteschäden der Ohrmuschel sind zwar schmerzhaft, gehen jedoch in einem normal beheizten Raum meist von alleine wieder weg. Leichtes Massieren der Ohren, um den Blutstrom in Gang zu bringen, kann das Aufwärmen unterstützen. Auf keinen Fall sollte heisses Wasser zum Einsatz kommen!
- Bei stärkeren Erfrierungen sollte unmittelbar ein Arzt aufgesucht werden.
- Ohrringe sollten bei längeren Aufenthalten in der Kälte heraus genommen werden. Metall nimmt Kälte schnell auf und kann die Körperstellen, mit denen es in Kontakt ist, besonders rasch auskühlen.
- Um die Durchblutung anzuregen, sollte besonders in der kalten Jahreszeit auf gesunde Ernährung und viel Bewegung geachtet werden. Dies kommt auch der Ohrgesundheit zugute.
Spezielle Tipps für Hörgeräteträger
- Auch für Hörgeräteträger gilt: Ohren und Hörgeräte bei Kälte immer warmhalten: Mütze, Stirnband oder Ohrwärmer verhindern das Abkühlen der Batterien.
- Hörgeräteträger sollten im Winter vorsichtshalber immer neue Batterien in Reserve haben. Falls die Batterien kalt sind, sollten diese nach Öffnen der Verpackung für ca. fünf Minuten angewärmt werden (z.B. in der geschlossenen Hand oder in der Hosentasche, NICHT mit Feuerzeug etc.), bevor sie in das Hörgerät gesteckt werden.
- Auch nach längeren Aufenthalten in der Kälte sollten Hörgeräte niemals auf die Heizung gelegt werden.
- Spezielle Trockenstationen, die beim Hörgeräteakustiker erhältlich sind, beugen Schäden durch Kondenswasser vor.
- Die Batterien können in der Hosentasche, dank der Körperwärme, langsam wieder aufgewärmt werden.
- Wasserresistente Hörgeräte reagieren bei Kondenswasser weniger anfällig.
Linkempfehlung
Hear the World Foundation
11.02.2013
11.02.2013
Doris Zumbühl
Doris Zumbühl ist diplomierte Medizinische Praxisassistentin. Sie verfügt über mehrere Weiterbildungen in den Bereichen Journalismus, IT und Bildbearbeitung.