EHEC-Darm-Epidemie: 20 Prozent der Betroffenen entwickelten Nierenversagen
Im Frühsommer 2011 versetzte eine gefährliche Darmepidemie (EHEC) in Deutschland Forscher und Gesundheitsbehörden in Alarmbereitschaft. 54 Menschen starben an der Infektion. Mehr als 20% der Betroffenen hatten lebensbedrohliche Nierenprobleme entwickelt, wie eine aktuelle Untersuchung der Daten zeigt.
Zur Erinnerung: Die EHEC-Darmepidemie wurde durch eine Sonderform der Koli-Bakterien (enterohämorrhagische Escherichia coli (EHEC)) verursacht.
Hauptzeichen der EHEC-Erkrankung sind schwere Durchfälle. Ausserdem setzt der Erreger ein Gift (Toxin) im Körper frei, welches zum Abbau der roten Blutkörperchen (Hämolyse) führt. Auch die Zahl der für die Gerinnung zuständigen Blutplättchen (Thrombozyten) kann sinken, sodass in der Folge eine Blutarmut entsteht.
In ganz schweren Fällen entwickeln die Betroffenen ein akutes Nierenversagen, das sogenannte Hämolytisch-Urämische Syndrom (HUS). Laut Bundesamt für Gesundheit BAG tritt normalerweise diese Komplikation bei etwa 5-10% der EHEC-Infektionen auf – insbesondere bei Kindern. Nur eine intensive Behandlung im Spital – unter anderem mit Blutwäsche (Dialyse) – kann einen tödlichen Ausgang verhindern; dennoch sterben ca. 5% der HUS-Betroffenen und bei ca. 20% bleiben Nierenschädigungen zurück.
Erstmals liegen nun Ergebnisse einer Studie zu der Frühlingsepidemie in Deutschland vor. Forscher werteten dazu Daten jener Betroffenen aus, die nach Infektion mit dem EHEC-Bakterium das lebensbedrohliche HUS entwickelt hatten.
Resultat: In Deutschland gab es insgesamt 3'816 Erkrankungsfälle, einschliesslich 54 Todesfälle. Fast alle Betroffenen lebten in Norddeutschland. Von den Erkrankten entwickelten 845 (22%) ein HUS. 88% der HUS-Betroffenen waren Erwachsene, 68% davon Frauen; das Durchschnittsalter lag bei 42. Die Inkubationszeit (Zeit von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Krankheit) betrug im Schnitt 8 Tage. Nach Auftreten der Durchfälle dauerte es etwa 5 Tage bis sich das HUS entwickelte.
Von den 59 im Hamburger Universitätsspital betreuten Patienten entwickelten 12 (20%) ein HUS. Hier fanden die Forscher keine Unterschiede bezüglich Geschlecht oder der Symptome zu Beginn der Erkrankung.
Fazit der Autoren: Bei den im Frühjahr aufgetretenen EHEC-Fällen in Deutschland entwickelten mehr als 20% der Betroffenen ein lebensbedrohliches Nierenversagen (HUS). Erwachsene – insbesondere Frauen – waren am häufigsten betroffen.
16.11.2011