Einschätzung von Krankheitsrisiken durch Medien verfälscht
Bei der Einschätzung des persönlichen Krankheitsrisikos verlassen sich die Menschen eher auf persönliche Erfahrungen, als auf die Medien und liegen damit eher richtig. Dies zeigte eine Untersuchung des Max-Plack-Institutes und der Universität Basel.
Das individuelle Risiko eine Krankheit zu bekommen, scheint einschätzbarer zu sein, wenn man sich auf Berichte oder Erfahrungen von Freunden und Verwandten stützt. Im Vergleich dazu scheinen Medienberichte oder Statistiken die Menschen eher zu verwirren und das Vertrauen auf den Wahrheitsgehalt, z.B. einer Statistik scheint eher klein zu sein.
Die Kehrseite der Medaille: Bei überängstlichen Menschen oder bei Menschen mit schlechten Erlebnissen könnten „erfahrene“ Krankheiten eher zu einer Überbewertung des Risikos führen.
Für die Studie wollten die Wissenschaftler von Studenten wissen, wie sie ihr eigenes Krankheitsrisiko einschätzen und welche Methoden sie anwenden, um dies abzuschätzen. 110 Studenten wurden gebeten, Krankheitspaare auf ihr Risiko zu bewerten. Dabei mussten die Teilnehmer schätzen, an welcher der beiden Krankheiten mehr Menschen erkranken oder sterben.
Insgesamt lagen die Studenten in 70-80% der Fälle richtig. Um zu einem Entschluss zu kommen schienen die Teilnehmer zwei verschiedene Wege zu gehen: Einerseits beriefen sie sich auf persönliche Erfahrungen innerhalb ihres sozialen Netzwerkes (betroffene Freunde, Verwandte), anderseits zogen sie ihre Informationen aus verschiedenen veröffentlichten Quellen (Medien, Gesundheitsorganisationen, Warnungen von Ärzten).
Da es für die meisten Menschen schwer ist, all diese Informationen gleichzeitig zu verarbeiten, liegen die Risiko-Schätzungen meist in einem Mittellwert.
Das führt dazu, dass das Risiko häufigerer Erkrankungen eher unterschätzt wird. Laut den Experten, würden Menschen, die persönliche Erfahrungen den öffentlichen Berichten vorziehen, das Krankheitsrisiko besser einschätzen. Wer sich eher auf die Massenmedien verlasse, könne leicht ein verzerrtes Bild erhalten. Am Beispiel Rinderwahnsinn und Asthma könnte der Medien-Leser eher vermuten, dass mehr Menschen an Rinderwahnsinn erkranken und sterben als an Asthma, da das Thema Asthma nicht so oft in den Medien erscheint.
Die Ergebnisse der Studie wurden im Journal of Experimental Psychology veröffentlicht.
11.08.2005