Erhöhte Harnsäure: Alkohol plus purinreiche Nahrung erhöht Risiko für Gichtanfall
Wer bereits gegen Gicht behandelt wird, kann durch Wein-, Bier- oder Schnapskonsum dennoch einen erneuten Gichtanfall erleiden. Dies zeigte eine Patientenstudie und macht klar, dass jedweder Alkohol die Harnsäure erhöht und damit auch das Gichtrisiko.
Gicht (auch Hyperurämie, also erhöhte Harnsäurewerte im Blut) ist sehr schmerzhaft und die, die solche Episoden schon erlitten haben, können gut darauf verzichten.
Bis anhin wurde der Weinkonsum nicht unbedingt als Gichtauslöser taxiert. Eine Datenanalyse von Gichtpatienten ergab aber etwas anderes.
Via Internet suchten Forscher Patienten, die im Jahr zuvor einen Gichtanfall erlitten hatten. Anhand der der Arztakten konnte die Diagnose von den Forschern bestätigt werden. Profil der 724 Patienten: im Schnitt 54 jährig, 78% davon männlich, übergewichtig (BMI im Schnitt 32), mehrheitlich mit Medikamenten gegen erhöhte Harnsäure behandelt.
Zusätzlich wurden die Teilnehmer alle drei Monate sowie bei einem erneuten Gichtanfall zu Auslösern, inklusive Alkoholkonsum in den vorausgegangenen 24 Stunden, befragt. Zur Kontrolle dienten jene Teilnehmer, die weder vor den Gichtanfällen noch zu den Befragungszeitpunkten Alkohol konsumiert hatten.
Auch Wein ein Risikofaktor für Gichtanfall
Die Forscher konnten 1434 Gichtanfälle verifizieren. Andere Gichtrisikofaktoren (purinreiche Ernährung) wurden mitberücksichtigt. Die Resultate waren deutlich: Jedes Glas Alkohol erhöhte die Gefahr einen Gichtanfall zu erleiden – bei acht Gläsern war das Gichtanfallrisiko um mehr als das Dreifache erhöht. Und: Dieses Risiko erhöhte sich sowohl beim Konsum von Schnaps, Bier wie auch von Wein. Eine purinreiche Ernährung erhöhte das Gichtanfallrisiko unter Alkohol noch zusätzlich, wurde aber durch die Einnahme von harnsäuresenkenden Medikamenten etwas abgeschwächt.
Woher aber stammt die Meinung, dass Weintrinker weniger gefährdet seinen einen Gichtanfall zu erleiden? Eine Antwort liefert Prof. Dr. med. Holgreve auf der Fachseite springermedizin.de: Laut Studien sind Weintrinker gesundheitsbewusstere Konsumenten als Bier- und Schnapstrinker.
Vermutlich entwickeln Weintrinker aus diesem Grund weniger oft Gicht. Aber: Nach dem ersten Gichtanfall kann jede Art von Alkohol einen erneuten Anfall provozieren, so der Experte.
Präventionsmassnahmen gegen Gichtanfall – Ratgeber Sprechzimmer
Nebst harnsäuresenkenden Medikamenten, viel trinken sowie einer Gewichtsreduktion bei Übergewicht kann eine Gichtdiät das Risiko für einen Gichtanfall deutlich senken.
Purin ist hier das Zauberwort. Beim Abbau von Purin, das der Körper normalerweise für den Zellaufbau benötigt, entsteht Harnsäure. Auf purinhaltige Nahrungsmittel sollte demnach insbesondere bei erhöhter Harnsäure verzichtet werden oder sie sollten nur in kleinen Mengen konsumiert werden.
Stark purinhaltige Nahrungsmittel – auf diese Lebensmittel besser verzichten:
- Fleisch: Innereien (Lebern, Nieren, Herz, Milken), Fleischfilets vom Schwein, Lamm, Kalb, Gans , Wurstwaren
- Fisch: Hering, Hummer, Meeresfrüchte, Schellfisch, Scholle, Muscheln
- Gemüse: Linsen, Erbsen, Bohnen.
Nahrungsmittel mit mittlerem Puringehalt - diese Lebensmittel nicht oft und nur in kleinen Portionen geniessen:
- Gemüse: Spinat, Spargel
- Fleisch: Hackfleisch, Schweins- Kalbs- und Lammkotletten, Kaninchen, Rindfleisch, gekochter und roher Schinken, Innereien
- Fisch: Aal, Hecht, Heilbutt, Kabeljau, Karpfen, Kaviar, Lachs, Seezunge, Austern
- Geflügel und Wild: Fasan, Hase, Huhn, Reh
Nahrungsmittel, die auch bei erhöhter Harnsäure unbedenklich konsumiert werden können:
- Gemüse: Blumenkohl, Karotten, Kohl, Tomaten, Salate, Pilze
- Brot, Reis, Teigwaren
- Eier, Milchprodukte
- Getränke: Fruchtsäfte, Kakao, Kaffee, Gemüsesäfte, Mineralwasser, Tee
Wichtig: Das Einhalten einer Gichtdiät reicht in der Regel nicht, um bei erhöhten Harnsäurewerten einen Gichtanfall zu verhindern. Hier wird eine medikamentöse Behandlung notwendig.
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18.06.2014