Erhöhte Harnsäurewerte: Entwicklung der Gicht beeinflussbar
Erhöhten Harnsäurewerten liegt eine genetische Veranlagung zugrunde, das ist bekannt. Ob sich daraus eine Gicht entwickelt, kann der Patient weitgehend durch seinen Lebensstil beeinflussen, wie eine Amerikanische Studie an über 1000 männlichen Zwillingen belegt.
Das Risiko für eine Gichtentwicklung scheint aber doch individuell zu sein, wie Forscher der “National Heart, Lung, and Blood Institute twin Studie” belegen. Sie beobachteten während 34 Jahren 253 eineiige und 261 zweieiige männliche Zwillinge dahingehend.
Die Harnsäuremittelwerte lagen bei den eineiigen Zwillen bei 6.35 mg/dl; bei den Zweieiigen bei 6.28 mg/dl. Eine Hyperurikämie (Werte über 7 mg/dl) lag bei 411 der 1’016 (40.5%) Teilnehmer vor. Bei der Hälfte der eineiigen Zwillinge stellten die Forscher bei beiden eine Hyperurikämie fest, bei den zweieiigen bei 24%.
Damit sei die genetische Hauptrolle erhöhter Harnsäurewerte belegt. Ebenso belegt sei, dass Umwelteinflüsse für eine Hyperurikämie kaum eine Rolle spielen, so das erste Fazit der Forscher.
Anders bei der Entwicklung einer Gicht, die aufgrund von erhöhten Harnsäurewerten durch schmerzhafte Ablagerung von Harnsäurekristallen in den Gelenken entsteht. In der Untersuchung entwickelten 11.9% der eineiigen und 11.5% der zweieiigen Zwillinge im Laufe ihres Lebens eine Gicht. Aber: Die Harnsäurewerte waren deutlich höher bei jenen, die eine Gicht entwickelt hatten (im Schnitt 7.05 mg/dl) als bei jenen, die keine Gicht hatten (im Schnitt 6.21.mg/dl).
Die Beobachtung ergab, dass die individuellen Unterschiede bei der Entwicklung einer Gicht durch verschiedene Umweltfaktoren beeinflusst wurden. So mussten 45.1% der Gichtfälle auf Umwelteinflüsse zurückgeführt werden, denen beide Zwillinge gleichermassen ausgesetzt waren. Die restlichen Gichtfälle gingen auf das Konto individueller Lebensfaktoren wie schweres Übergewicht oder übermässiger Alkoholkonsum.
Erhöhte Harnsäurewerte haben ganz klar eine erbliche Veranlagung als Ursache, betonen die Forscher. Der Einfluss von Umweltfaktoren sowie der eigene ungesunde Lebensstil für die Entwicklung einer Gicht lasse sich aber nicht leugnen. Die Ergebnisse erbringen wichtige Hinweise wie einer Gichterkrankung vorgebeugt oder wie sie therapiert werden kann, so die Forscher. Sie wünschen sich dennoch weitere und grössere Zwillingsstudien, wo unter anderem auch abgeklärt wird, ob die Ergebnisse auch auf Frauen übertragbar sind.
26.04.2012