Erhöhtes Risiko für psychische Erkrankung nach Kindstod
Eltern, die ein Kind verloren haben, scheinen ein erhöhtes Schizophrenie-, Depressions- oder Suchtrisiko zu haben. Zu diesem Ergebnis kommt eine grossangelegte dänische Studie.
Besonders die ersten fünf Jahre nach dem Tod eines Kindes hätten Eltern ein erhöhtes Risiko eine psychische Erkrankung zu entwickeln.
Dies berichten Wissenschaftler vom Danish Epidemiology Science Center und weisen auf wichtige Einblicke in ein Gebiet hin, dass bis heute wissenschaftlich nur wenig Beachtung fand.
Die Forscher um Jiong Li hatten medizinische Daten von mehr als einer Million Eltern analysiert. Diese hatten gemeinsam, dass sie seit 1999 eines oder mehrere Kinder bekommen hatten. Dabei half den Wissenschaftlern die dänische Datenbank, die nebst umfassenden medizinischen Angaben zu den Familien auch detaillierte Aufzeichnungen über Behandlungen von psychischen Erkrankungen enthält.
Das Forscherteam eruierte auf Grund dieser Daten, dass von 17'033 Eltern, die ein Kinder unter 18 Jahren verloren hatten, 495 in der Folge innerhalb von fünf Jahren eine seelische Störung entwickelt hatten.
Betroffene Mütter erkrankten im ersten Jahr nach dem Tod eines Kindes siebenmal häufiger an einer Depression, als nicht-trauernde Mütter. Das Schizophrenierisiko war bei „verwaisten“ Müttern sechsfach so hoch und die Wahrscheinlichkeit eine Suchterkrankung (Alkohol, Drogen) zu entwickeln war ungefähr dreimal so hoch.
Bei den Vätern war das Erkrankungsrisiko etwas kleiner. Trotzdem hatten sie ein sechsfach höheres Risiko an Depressionen zu erkranken und ein doppelt so grosses Risiko schizophren zu werden wie nicht-trauernde Väter.
Im Laufe der Zeit korrelierte das Erkrankungsrisiko zwischen den trauernden Elternteilen. Doch nach Ablauf der ersten fünf Jahre war die Erkrankungsrate bei Frauen um 80 Prozent und bei Männern um 40 Prozent höher als bei Eltern, die nicht den Verlust eines Kindes zu beklagen hatten.
Weder das Alter der Kinder noch das Alter der Eltern zum Zeitpunkt des Todes scheinen ausschlaggebend für eine mögliche Erkrankung zu sein. Doch hatten jene Eltern, die ihr einziges Kind verloren, ein höheres Risiko als jene, die sich an einer grossen Familie erfreuen konnten.
29.03.2005