Europäischer Leitfaden zu Lebensmittelallergien
Der wichtigste Allergie-Fachverband Europas, der EAACI, hat soeben unter dem Namen “Leitfaden für Lebensmittelallergien und Anaphylaxie” die ersten umfassenden medizinischen Richtlinien für die Prävention und die Behandlung von Lebensmittelallergien sowie schweren bis lebenbedrohlichen allergischen Reaktionen veröffentlicht.
Die Leitlinien wurden heute vom EAACI auf dem Mailänder Weltkongress für Allergie und Asthma vor 8000 Delegierten vorgestellt. Darin enthalten sind konkrete praktische Ratschläge nicht nur für Ärzte und Patienten, sondern auch für Schulen, Vereine, Regulierungsbehörden, die Lebensmittelindustrie und Versicherer.
Studien des EAACI belegen, dass bereits über 17 Millionen Europäer und jedes vierte Schulkind an Allergien leiden. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen haben dazu beigetragen, das wissenschaftliche Verständnis und die Einordnung von Lebensmittelallergien zu verbessern. Die verharmlosende Annahme, dass diese Art von Allergie lediglich lästig ist, z.B. wegen Juckreiz, Schnupfen oder Durchfall, ist damit überholt. Arbeitsgruppen des EAACI haben ermittelt, dass Krankenhauseinweisungen wegen Anaphylaxie (sehr schweren bis lebensbedrohlichen allergischen Reaktionen) heute zehn mal häufiger sind als noch vor zehn Jahren.
Diesen Zahlen zum Trotz gab es in Europa bislang keine ergebnisbasierten medizinischen Leitlinien für den alltäglichen Umgang mit Lebensmittelallergien.
EU Staat |
Bevölkerung (in Mio.) |
Menschen mit Lebensmittelallergien |
---|---|---|
Dänemark | 5.4 | 1.6 % (86.000) |
Grossbritannien | 60.9 | 2 % (1.200.000) |
Griechenland | 11 | 2 % (220.000) |
Polen | 38.2 | 2.5 % (950.000) |
Niederlande | 16.3 | 2.5 % (407.000) |
Spanien | 44.5 | 3 % (1.330.000) |
Schweiz | 7.5 | 3 % (225.000) |
Italien | 60.3 | 3.5 % (2.100.000) |
Deutschland | 82.6 | 3.5 % (2.900.000) |
Frankreich | 63.2 | 3.5 % (2.200.000) |
Professorin Antonella Muraro, Generalsekretärin des EAACI und Leiterin des Zentrums für Lebensmittelallergien an der Universitätsklinik Padua in der italienischen Region Veneto, war die Koordinatorin der international besetzten Expertengruppe, die jetzt die Richtlinien veröffentlicht hat.
"Ärzte, Patienten, Eltern, Schulen, die Gesellschaft, Regierungen und die Industrie müssen alle zusammen an Lösungen für die zunehmende Bedrohung durch Allergien arbeiten", sagte Prof. Muraro. "Deswegen haben wir diese so noch nicht dagewesenen offiziellen Richtlinien zusammengestellt, mit Empfehlungen für die optimale Diagnose und Behandlung von Lebensmittelallergien. Wir weisen mit Nachdruck darauf hin, dass alle in diesem Zusammenhang relevanten Aspekte einbezogen werden müssen: unsere Lebensstandards, der Kenntnisstand von Patienten, die Diagnose und Therapeutik, die Höhe der Abgaben für die Krankenkasse, die Art und Weise, wie unsere Lebensmittel produziert werden und die entsprechende Gesetzgebung."
Der Präsident des EAACI, Professor Cezmi Akdis sagte dazu: "Lebensmittelallergien treten immer häufiger auf. Mit steigendem Lebensstandard nehmen auch Lebensmittelallergien zu. Nicht nur in Industrienationen, sondern vor allem in Entwicklungsländern. Niemand leidet darunter mehr als unsere Kinder. Ich bin zuversichtlich, dass der EACCI mit diesen Richtlinien dazu beitragen kann, Lebensmittelallergien bei Kindern zu verhindern."
24.06.2013