Fettleibigkeit: Längeres Leben, dafür behindert?
Verschiedene Studien untersuchten Zusammenhänge zwischen Fettleibigkeit einerseits und funktionellen Einschränkungen, Lebenserwartung sowie Krebsrisiko andererseits. Der folgende Artikel ist eine Zusammenfassung aus den Studien.
Zur Frage, ob so entstandene Gelenksbeschwerden mit Behinderungen einhergehen und welchen Einfluss solche Behinderungen auf die Lebenserwartung haben, analysierten Forscher der Universität von Pennsylvania in Philadelphia. Sie bezogen sich dazu auf Daten des National Health and Nutrition Examination Surveys (NHANES) aus den Jahren 1988 bis 2000.
Behinderungen durch Fettleibigkeit
Amerikaner (wie auch Europäer) werden immer dicker – dieses Kurzfazit ist bekannt und wurde durch die aktuelle Analyse bestätigt. In den Jahren 1988 bis 1994 stieg der Anteil der adipösen Menschen über 60-jährig von 23.5% auf 31.7%. Gleichzeitig stieg der Anteil der fettleibigen Menschen mit funktionellen Einschränkungen von 36% auf 42%.
Funktionelle Einschränkungen wurden wie folgt definiert: Mühe beim Gehen (weniger als 0.25 km und weniger als 10 Treppenstufen), nur noch gebückt Gehen, keine 5 Kg Tragen können oder sich nicht mehr allein aus einer sitzenden oder liegenden Position erheben können. Menschen mit dem gleichen BMI waren vor 15 Jahren beweglicher und mobiler. Auch die Lebensqualität ist gegenüber früher deutlich eingeschränkter. Das liegt wahrscheinlich daran, dass die Menschen heute länger leben und dadurch länger fettleibig sind, wie die Analysten vermuten.
Leben Übergewichtige länger?
Bereits vor zwei Jahren zeigte eine Studie, dass Menschen mit Übergewicht eine geringere Sterblichkeit aufweisen als Normalgewichtige. Diese Ergebnisse wurden von der damaligen Forscherin jetzt aktualisiert und aufgeschlüsselt:
Übergewichtige und Adipöse sterben häufiger an Diabetes und Nierenerkrankungen als Normalgewichtige. Auch bestimmte Krebserkrankungen kommen bei gewichtigen Menschen häufiger vor: Darm-, Brust-, Speiseröhren-, Gebärmutter-, Eierstock-, Nieren- sowie Bauchspeicheldrüsenkrebs. Insgesamt waren das 61’248 zusätzliche Todesfälle in den USA im Jahr 2004.
Dafür entdeckte die Forscherin einen Rückgang an Todesfällen aufgrund anderer Erkrankungen bei Übergewichtigen (BMI von 25-30:minus 105'572). Bei Adipösen hingegen (BMI 30+) erhöhte sich die Sterblichkeit aufgrund von Herz-Kreislauferkrankungen (plus 112’159).
Auch Untergewicht hat einen Einfluss auf die Sterblichkeit: Nach Berechnungen der Studienleiterin hatte ein BMI unter 18.5 23’455 zusätzliche Todesfälle zur Folge.
Erhöhtes Risiko von Brust- und Gebärmutterkrebs
Die grossangelegte britische Frauen-Studie (Million Women Study) kam im Jahr 2003 auf die gleichen Resultate wie die vorausgegangene Women’s Health Initiative (WHI) – ein erhöhtes Brustkrebsrisiko durch Hormontherapien nach den Wechseljahren. Eine aktuelle Analyse der Million Women Study ergab zudem, dass weibliche Adipositas mit einem erhöhten Brustkrebs- und Gebärmutterkrebs-Risiko zusammenhängt.
Nach Schätzungen der Analysten entfallen zwei Drittel aller durch Übergewicht begünstigten Krebserkrankungen auf die beiden östrogensensitiven Krebse Brust- und Gebärmutterkrebs. Ausserdem scheint Übergewicht bei Frauen das Risiko für Speiseröhren,- Dickdarm-, Nieren-, Bauchspeicheldrüsen- sowie Eierstockkrebs zu erhöhen. Auch das Risiko für Leukämien und für Non-Hodgkin-Lymphome schien bei Übergewicht zuzunehmen.
12.11.2007